Parvovirus
Achtung: Du siehst nicht die aktuelle, sondern eine ältere Version dieser Seite.
1. Definition
Der Begriff Parvovirus beschreibt eine zur Familie der Parvoviridae gehörende Virusgattung mit tierpathogener Wirkung. Zwar können auch Menschen von dem Virus befallen werden, daraus resultieren aber keinerlei pathologische Auffälligkeiten. Durch seine offensichtlich zerstörerische Wirkung auf bestimmte Tumorzellen ist das Parvovirus ins Zentrum der Krebsforschung gerückt.
2. Merkmale
Wie alle Vertreter der Parvoviridae besitzt das Parvovirus nur eine einzelsträngige DNA und weist eine Größe von etwa 18 - 25 nm auf. Ebenso fehlt eine Virushülle. Die Replikation des Erbgutes erfolgt vollständig autonom. Im Gegensatz zum Parvovirus B19 (welches zur Gattung der Erythroviren und die Ringelröteln auslöst) zählt, besitzt kein Vertreter der Parvoviren humanpathogene Eigenschaften. Viele Menschen tragen den Erreger zwar in sich, dieser löst aber keinerlei Symptome geschweigedenn gesundheitliche Beeinträchtigungen aus.
3. Einteilung
Die Gattung der Parvoviren gliedert sich ihrerseits in vier Untergruppen:
- Das canine Parvovirus
- Das feline Parvovirus
- Das porcine Parvovirus
- Das H1-Parvovirus
4. Tierpathogenität
Zwischen den drei Varianten besteht eine genetische Homologität von rund 98 %. Entwicklungsgeschichtlich gibt es Hinweise auf eine Entstehung des caninen Parvovirus aus der felinen Form. Das feline Parvovirus ist Auslöser der Panleukopenie, einer oftmals letalen Katzenkrankheit. Die canine Form löst bei Hunden die Parvovirose aus. Das porcine Virus kann bei Schweinen zu einer gefährlichen Virusinfektion führen. Die millionenfachen Infektionen bei Hunden und Katzen konnten durch Einsatz eines Lebendimpfstoffes deutlich reduziert werden. Eine weitere Untergruppe, das H1-Parvovirus befällt vorwiegend Nagetiere. Die durch das Parvovirus hervorgerufenen Erkrankungen werden unter dem Begriff Parvovirosen zusammengefasst.
5. Krebsforschung
Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg konnten in Zellkulturen nachweisen, dass die H1-Variante des Parvovirus Zellen von verschiedenen Hirntumoren, speziell von Neuro- und Glioblastomen zerstört. Im Rahmen von Tierversuchen mit Ratten konnte dieser Effekt bestätigt werden. Derzeit laufende klinische Studien am Menschen sollen den Ansatz für eine neue Form der Krebstherapie erproben und eine praktische Anwendung vorbereiten.
6. Verwandte Virusgattungen
Zu den am engsten verwandten Virusgattungen des Parvovirus gehören weitere Vertreter der Parvoviridae: