Economy-Class-Syndrom: Unterschied zwischen den Versionen
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Erstmalig wurde diese Art der Phlebothrombose während des 1. Weltkrieges von alliierten [[Arzt|Ärzten]] bei jungen Soldaten im Stellungskrieg an der West-Front beobachtet, nämlich auffällig hohe Inzidenz an [[Lungenembolie]]n bei denjenigen Soldaten, die mit angewinkelten Beinen, regungslos im Schützengraben lagen. | |||
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Der Name spielt auf das Sitzen mit angewinkelten Beinen in engen Sitzreihen an, das mit als Ursache solcher Thrombosen betrachtet wird, da dadurch der [[Vene|venöse]] Rückstrom behindert wird. Ein weiterer Grund ist wahrscheinlich die trockene Luft in Flugzeugen mit einer dadurch bedingten [[Dehydratation]]. | |||
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Das Economy-Class-Syndrom entsteht durch zu langes Abknicken der [[Vena poplitea]] in der [[Kniekehle]]. Dadurch entsteht eine Abflussbehinderung. Vor dem Engpass staut sich das Blut - es kommt folglich zur Stase, welche eine Grundvoraussetzung für die Ausbildung eines Thrombus darstellt (s. [[Virchow-Trias]]). | Das Economy-Class-Syndrom entsteht durch zu langes Abknicken der [[Vena poplitea]] in der [[Kniekehle]]. Dadurch entsteht eine Abflussbehinderung. Vor dem Engpass staut sich das [[Blut]] - es kommt folglich zur Stase, welche eine Grundvoraussetzung für die Ausbildung eines Thrombus darstellt (s. [[Virchow-Trias]]). | ||
Insbesondere bei einer vorliegenden [[Thrombophilie]] können so bei langem Sitzen ohne Aufstehen und Gymnastik Thrombosen entstehen, die nach Ankunft am Flughafen durch Loslösung zu schwerwiegenden Komplikationen (z.B. [[Lungenembolie]]) führen können. | Insbesondere bei einer vorliegenden [[Thrombophilie]] können so bei langem Sitzen ohne Aufstehen und Gymnastik Thrombosen entstehen, die nach Ankunft am Flughafen durch Loslösung zu schwerwiegenden Komplikationen (z.B. [[Lungenembolie]]) führen können. | ||
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Stützstrümpfe für den | Stützstrümpfe für den [[Unterschenkel]]bereich wirken hydrostatisch-mechanisch der Ausbildung von Unterschenkelödemen, der Ausbildung einer Blutstase entgegen, und damit präventiv gegen die Ausbildung der Thrombose. Ergänzend kann die [[oral]]e Einnahme von [[Venaruton]], einem [[Rutenoid]], erfolgen (10 Tage vor Reisebeginn, 1000 mg/Tag), das der Ausbildung von [[Unterschenkel]]-[[Ödem]] vorbeugen soll. | ||
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Version vom 10. März 2014, 12:58 Uhr
Synonyme: Flugzeugthrombose, Flugthrombose, Reisethrombose, Touristenklasse-Syndrom
Definition
Als Economy-Class-Syndrom wird eine durch langes Sitzen während Flügen hervorgerufene Phlebothrombose der Beine bezeichnet.
Geschichte
Erstmalig wurde diese Art der Phlebothrombose während des 1. Weltkrieges von alliierten Ärzten bei jungen Soldaten im Stellungskrieg an der West-Front beobachtet, nämlich auffällig hohe Inzidenz an Lungenembolien bei denjenigen Soldaten, die mit angewinkelten Beinen, regungslos im Schützengraben lagen.
Begrifflichkeit
Der Name spielt auf das Sitzen mit angewinkelten Beinen in engen Sitzreihen an, das mit als Ursache solcher Thrombosen betrachtet wird, da dadurch der venöse Rückstrom behindert wird. Ein weiterer Grund ist wahrscheinlich die trockene Luft in Flugzeugen mit einer dadurch bedingten Dehydratation.
Pathogenese
Das Economy-Class-Syndrom entsteht durch zu langes Abknicken der Vena poplitea in der Kniekehle. Dadurch entsteht eine Abflussbehinderung. Vor dem Engpass staut sich das Blut - es kommt folglich zur Stase, welche eine Grundvoraussetzung für die Ausbildung eines Thrombus darstellt (s. Virchow-Trias).
Insbesondere bei einer vorliegenden Thrombophilie können so bei langem Sitzen ohne Aufstehen und Gymnastik Thrombosen entstehen, die nach Ankunft am Flughafen durch Loslösung zu schwerwiegenden Komplikationen (z.B. Lungenembolie) führen können.
Das Auftreten von Flugzeugthrombosen hat daher einige Fluggesellschaften dazu bewegt, den Sitzreihenabstand in der Economy Class zu erhöhen, um so durch vermehrte Bewegungsfreiheit Thrombosen vorzubeugen.
Prävention
Während eines längeren Fluges, d.h. länger als 8 Stunden sitzen, sollte man reichlich Flüssigkeit zu sich nehmen, vorzugsweise Mineralwasser, und Fruchtsaft, weniger Alkohol, da dieser dem Körper diuretisch das Körperwasser entzieht. Ebenso sollte man öfter vom Sitz aufstehen, und im Gang gehen. Deshalb ist es empfehlenswert, einen Gangsitz zu buchen, da man dann schneller, unbehindert aufstehen kann. Risiko-Patienten (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Varikose) sollten vor dem Start niedermolekulares Heparin subkutan spritzen.
Stützstrümpfe für den Unterschenkelbereich wirken hydrostatisch-mechanisch der Ausbildung von Unterschenkelödemen, der Ausbildung einer Blutstase entgegen, und damit präventiv gegen die Ausbildung der Thrombose. Ergänzend kann die orale Einnahme von Venaruton, einem Rutenoid, erfolgen (10 Tage vor Reisebeginn, 1000 mg/Tag), das der Ausbildung von Unterschenkel-Ödem vorbeugen soll.