Zystostomie (Oralchirurgie)
nach dem deutschen Chirurgen Carl Partsch (1855–1932)
Definition
Die Zystostomie, auch Partsch I genannt, ist ein Operationsverfahren aus der Oralchirurgie bzw. MKG-Chirurgie zur Behandlung größerer Kieferzysten. Die Zyste wird dabei nicht vollständig entfernt, sondern nur eröffnet und zu einer Nebenbucht der Mund-, Nasen- oder Kieferhöhle gemacht. Der erhaltene Teil des Zystenbalgs wird mit der Mundschleimhaut vernäht und metaplasiert nach einigen Wochen zu Mundschleimhautepithel.
Indikation
Eine Zystostomie ist indiziert, wenn eine Zystektomie durch die Ausdehnung oder Lokalisation der Zyste zu riskant oder unmöglich ist. Dies trifft bei alten, multimorbiden Patienten zu, bei denen aus allgemeinmedizinischen Gründen eine Zystektomie nicht möglich ist, sowie bei großen Zysten, bei denen die Gefahr einer Verletzung benachbarter Strukturen oder das Risiko einer pathologischen Fraktur besteht.
Vorteile
Die Zystostomie ist im Vergleich zur Zystektomie ein schonenderer Eingriff. Die resultierende Wundfläche ist kleiner und das Infektionsrisiko sowie die Gefährdung sensibler Nachbarstrukturen geringer.
Nachteile
Bei der Zystostomie wird das pathologischen Gewebe belassen, wodurch keine histopathologische Abklärung erfolgen kann. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für ein Rezidiv bei Fensterverschluss oder für eine unvollständige Regeneration. Postoperativ muss der Zysteneingang über die Dauer von mehreren Wochen mit einem Obturator offengehalten werden, um eine Verkleinerung des Zystenlumens zu erzielen. Bei sehr ausgedehnten Zysten kann eine Zystektomie als Zweiteingriff erforderlich sein. Der Abheilungsprozess und die knöcherne Regeneration sind sehr langwierig.
Quellen
- Weber, Memorix Zahnmedizin, 5., unveränderte Auflage, 2017
- Schwenzer und Ehrenfeld, Zahnärztliche Chirurgie - Zahn-Mund-Kieferheilkunde, 5., unveränderte Auflage, 2009
- zm-online.de - Carl Partsch – Nestor der Kieferchirurgie, abgerufen am 12.11.2024
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