Zaubernuss
Synonym: Virginische Zaubernuss
Fertigarzneimittel: Hametum®, Faktu® lind u.a.
Englisch: common witch-hazel
Definition
Die Zaubernuss ist eine Pflanzenart aus der Familie der Hamamelisgewächse. Die botanische Bezeichnung lautet Hamamelis virginiana. Die Art besitzt Bedeutung als Arzneipflanze.
Merkmale
Die Virginische Zaubernuss ist ein sommergrüner Strauch, der eine Höhe zwischen 2 und 3 Metern, selten bis 7 Metern erreicht. Habitus und Blätter erinnern an die in Mitteleuropa heimische Haselnuss. Die Blätter sind eiförmig, kurz zugespitzt, besitzen 5 bis 7 Nervenpaare und einen grob gekerbten Blattrand. Die hellgelben Blüten erscheinen im Herbst. Der Kelch ist außen braun und filzig sowie innerseits gelbbraun. Als Früchte werden Kapseln gebildet, die jeweils zwei Samen enthalten. Die Fruchtreife erfolgt im folgenden Sommer. Reife Früchte platzen auf und schleudern die Samen mehrere Meter weit fort. Bei Pflanzen, die in Mitteleuropa als Zierpflanzen gepflegt werden erfolgt für gewöhnlich keine Fruchtreife. Hamamelis virginiana stammt ursprünglich aus dem Osten Nordamerikas. Die Einfuhr in Europa erfolgte 1736 nach England.
Arzneidrogen
Hamamelis virginiana dient als Stammpflanze der Gewinnung verschiedener Arzneidrogen.
Hamamelisblätter
Hamamelisblätter (Hamamelidis folium) werden als getrocknete, ganze oder geschnittene Blätter definiert. Sie enthalten Gerbstoffe (bis 8%) wie Proanthocyanidine, Gallussäure und Tannine (Hamamelitannin) sowie ätherisches Öl (ca. 0,5%) mit Acetaldehyd, 2-Hexen-1-al, alpha- und beta-Ionon.
Zu den mikroskopischen Merkmalen der Droge zählen: untere Epidermis mit zumeist parazytischen, gelegentlich anisozytischen oder anomozytischen Spaltöffnungen; obere Epidermis ohne Spaltöffnungen und mit wellig-buchtigen Zellwänden; lignifizierte (verholzte) Sklereiden; sternförmige Deckhaare aus 4 bis 12 einzelligen Haaren (bis 250μm lang, mit lignifizierten Zellwänden); Leitbündel mit lignifizierten Fasern und Kristallreihen.
Hamamelisrinde
Hamamelisrinde (Hamamelidis cortex) besteht aus der getrockneten und zerkleinerten Rinde von Zweigen und Stämmen. Die Rindenstücke sind zwischen 1 und 3 cm breit sowie 1 bis 2 mm dick. Die äußere Oberfläche ist weißlich-grau bis graubraun, die innere Oberfläche gelblich-braun bis rötlich-braun. Die Droge enthält bis zu 8% Gerbstoffe. Den Hauptanteil macht Hamamelitannin aus. Dabei handelt es sich um einen Digalloylester mit einem Ribosederivat als Strukturbestandteil. Weitere Gerbstoffe sind Ellagitannin, Catechin-3-gallat, Gallussäure, Hamamelose und Phlobaphen. Der Gerbstoffgehalt muss für Arzneiqualität mindestens 4% betragen und wird als Pyrogallol berechnet. Ferner sind Flavonoide und ätherisches Öl nachweisbar.
Zu den mikroskopischen Merkmalen der Droge zählen: mehrschichtiges Kork; mehrreihiges Korkkambium; kollenchymartig verdickte Korkhaut; primäre Rinde mit Steinzellen, Interzellularräume mit Calciumoxalatkristallen; Sklerenchymring aus Steinzellen und teils Sklerenchymfasern; sekundäre Rinde mit bräunlichen Markstrahlen und Steinzellen.
Wirkungen
Die Wirkung von Hamameliszubereitungen ist in erster Linie auf den Gerbstoffgehalt zurückzuführen. Die wichtigsten Wirkqualitäten sind adstringierende, antiinflammatorische und antimikrobielle Effekte. Bei Hämorrhoiden werden zudem juckreizstillende Eigenschaften beschrieben. Experimentell zeigten sich darüber hinaus Vasokonstriktion und hemmende Effekte auf die Erythembildung.
Anwendung
Zaubernuss wird insbesondere im Rahmen der traditionellen Volksmedizin angewandt. Indikationen können leichte Entzündungen von Haut oder Schleimhaut von Mund und Rachen, Trockenheit der Haut, Krampfadern sowie Symptomatik bei Hämorrhoiden sein. Gängige Darreichungsformen sind Lösungen und Cremes. Die Applikation der Zubereitungen topisch.
Im Falle von Destillaten auf der Basis von Hamamelisextrakten fehlt die Gerbstofffraktion fast vollständig.
Dosierung
Hamamelishaltige Fertigarzneimittel sind entsprechend den Angaben des Herstellers anzuwenden. Hamamelisrinde kann mit 5 bis 10 g zerkleinerter Droge auf 250 ml Wasser für ein Dekokt angesetzt werden. Der Dekokt wird unverdünnt oder im Verhältnis 1:3 mit Wasser verdünnt für Umschläge genutzt.
Literatur
- Rahfeld: Mikroskopischer Farbatlas pharmazeutischer Drogen, Spektrum akadem. Verlag, Heidelberg 2009.
- Schulz & Hänsel: Rationale Phytotherapie - Ratgeber für die ärztliche Praxis, Springer Verlag, 3. Aufl., 1996.
- Schneider: Arzneidrogen, 5. Aufl., Spektrum akadem. Verlag, 2004.
- Jäger et al.: Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Bd. 2. Aufl. 20, Spektrum akadem. Verlag.
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