Whiteley Index
Wir werden ihn in Kürze checken und bearbeiten.
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Definition
Der Whiteley Index, kurz WI, ist ein psychometrisches Selbstbeurteilungsverfahren zur Erfassung von krankheitsbezogener Angst und hypochondrischen Kognitionen. Er dient der quantitativen Einschätzung gesundheitsbezogener Sorgen, Krankheitsüberzeugungen sowie der Aufmerksamkeitsfokussierung auf körperliche Symptome.
Abgrenzung
Der Whiteley Index erfasst vor allem zentrale kognitive und affektive Aspekte der Krankheitsangst, insbesondere krankheitsbezogene Sorgen und Überzeugungen. Die Illness Attitude Scales (IAS) stellen eine weiterentwickelte, multidimensionalere Erfassung krankheitsbezogener Einstellungen dar. Der Whiteley Index eignet sich daher insbesondere als ökonomisches Screening, während die IAS eine differenziertere Beschreibung ermöglichen.
Hintergrund
Der Whiteley Index wurde in den 1960er-Jahren von Isaac Pilowsky entwickelt und zählt zu den frühesten standardisierten Instrumenten zur Erfassung hypochondrischer Symptomatik. Das zugrunde liegende Konzept geht davon aus, dass Krankheitsangst weniger durch objektive somatische Befunde als durch kognitive Fehlinterpretationen, selektive Aufmerksamkeit und persistente Krankheitsüberzeugungen geprägt ist.
In aktuellen Klassifikationssystemen wird die damit erfasste Symptomatik unter anderem den somatischen Belastungsstörungen (ICD-11) bzw. der Illness Anxiety Disorder (DSM-5-TR) zugeordnet.
Aufbau
Der klassische Whiteley Index umfasst 14 Items, die ursprünglich dichotom (Ja/Nein) beantwortet werden. Spätere Versionen verwenden mehrstufige Likert-Skalen, um die Ausprägung der Symptomatik differenzierter abzubilden. Die Items beziehen sich insbesondere auf:
- übermäßige Beschäftigung mit der eigenen Gesundheit
- Angst vor schweren oder bislang nicht erkannten Erkrankungen
- anhaltendes Misstrauen gegenüber ärztlicher Rückversicherung
- verstärkte Selbstbeobachtung und Fehlinterpretation körperlicher Empfindungen
Neben der Originalversion existieren verkürzte Fassungen (z.B. WI-7) sowie adaptierte Versionen für klinische und wissenschaftliche Fragestellungen.
Auswertung
Die Auswertung erfolgt über die Summation der Itemwerte. Höhere Gesamtwerte sprechen für eine stärkere Ausprägung krankheitsbezogener Angst.
Je nach Version und Studienpopulation wurden Cut-off-Werte vorgeschlagen, die eine Unterscheidung zwischen unauffälliger, subklinischer und klinisch relevanter Symptomatik ermöglichen; eine einheitliche diagnostische Schwelle besteht jedoch nicht.
Psychometrische Eigenschaften
Der Whiteley Index weist eine gute interne Konsistenz sowie eine hohe konvergente Validität mit anderen Instrumenten zur Erfassung von Krankheitsangst auf. Die diskriminante Validität gegenüber depressiver und generalisierter Angstsymptomatik ist moderat, was inhaltliche Überschneidungen der Konstrukte widerspiegelt. Verkürzte Versionen zeigen vergleichbare psychometrische Kennwerte bei geringerer Bearbeitungszeit.
Anwendungsgebiete
Der Whiteley Index wird eingesetzt:
- in der klinischen Psychologie und Psychiatrie
- in der psychosomatischen Medizin
- in der Versorgungs- und Epidemiologieforschung
- als Screeninginstrument für krankheitsbezogene Ängste
- zur Verlaufs- und Therapieevaluation, insbesondere im Rahmen kognitiv-verhaltenstherapeutischer Interventionen
Literatur
- Pilowsky I. (1967). Dimensions of hypochondriasis. The British journal of psychiatry : the journal of mental science, 113(494), 89–93. https://doi.org/10.1192/bjp.113.494.89
- Fink, P., Ewald, H., Jensen, J., Sørensen, L., Engberg, M., Holm, M., & Munk-Jørgensen, P. (1999). Screening for somatization and hypochondriasis in primary care and neurological in-patients: a seven-item scale for hypochondriasis and somatization. Journal of psychosomatic research, 46(3), 261–273. https://doi.org/10.1016/s0022-3999(98)00092-0