Präputium (Veterinärmedizin)
Synonyme: Vorhaut, Pr(a)eputium
Englisch: foreskin, prepuce, preputium
Definition
Das Präputium umgibt schlauchförmig das distale und freie Ende (Pars libera) des Penis beim männlichen Haussäugetier.
Anatomie
Das Außenblatt (Lamina externa) des Präputiums weist den selben Aufbau auf wie die äußere Haut. An der Ventralseite trägt sie die sogenannte Vorhautnaht (Raphe praeputii), die als Fortsetzung der Hodensacknaht (Raphe scroti) angesehen werden kann. Im Gegensatz zum Menschen umgibt das Außenblatt des Präputiums bei den Haussäugetieren die Penisspitze nur von ventral und seitlich. Nur beim Fleischfresser ist distal ein kurzes Stück allseits vom Präputium umhüllt.
Das Außenblatt schlägt distal im Bereich der Penisspitze in das Innenblatt (Lamina interna) um. Der Umschlagrand vom äußeren zum inneren Blatt begrenzt ringsum die Vorhautöffnung (Ostium praeputiale). Das Innenblatt steht dorsal bindegewebig mit der ventralen Bauchwand in direktem Kontakt. Der zwischen dem Innenblatt und dem Penis gebildete Zwischenraum wird als Vorhauthöhle (Cavum praeputiale) bezeichnet. In der Tiefe der Vorhauthöhle setzt sich das Innenblatt als Überzug der Penisspitze fort. Da das Innenblatt sowohl Schweiß- als auch Talgdrüsen besitzt, bildet es – zusammen mit abgeschilfertem Epithel – das Smegma.
Das mit speziellen Nervenendigungen (Genitalkörperchen) ausgestattete Innenblatt besitzt beim Hund, Wiederkäuer und Schwein zahlreiche Lymphfollikel, die sich bei einer hochgradigen Vorhautentzündung (Posthitis) und/oder Eichelentzündung (Balanitis) zu hochroten, stecknadelgroßen Gebilden vergrößern können.
Durch die Umschlagstelle des Innenblatts auf den Penis wird der freie Teil des Penis (Pars libera penis) gekennzeichnet. Die Ausdehung des freien Penisabschnittes ist bei den meisten Haussäugetieren mit der Glans penis identisch. Einzig bei Wiederkäuer (aufgrund der kleinen Glans penis) stellt der Peniskörper den größten Teil der Pars libera. Bei Paarhufern ist am ventralen freien Teil die Penisnaht (Raphe penis) ausgebildet. Sie stellt den Überrest der Spaltung zwischen den Epithelien von Penisspitze und Präputium in der Fetalentwicklung dar. Zwischen der Penisnaht und dem Präputium ist bei der Katze und beim Wiederkäuer noch ein Rest des Präputialbändchens (Frenulum praeputii) zu finden, das meist während der Bildung der Präputialhöhle reißt.
Beim Pferd wird durch das Innenblatt noch eine Reservefalte (Plica praeputialis) gebildet. Ihr distaler freier Rand erscheint auch beim ausgeschachteten Penis als Präputialring (Anulus praeputialis). Beim Schwein ist kraniodorsal in der Präputialhöhle eine große Nebenbucht ausgebildet, die als Präputialbeutel (Diverticulum praeputiale) bezeichnet wird. Der darin befindliche, aus Epithelabschilferungen und Harnresten bestehende Inhalt ist für den typischen, unangenehmen Ebergeruch verantwortlich.
Klinik
Durch eine angeborene Verengung der Vorhautöffnung (Phimose) wird das Ausschachten des Penis unmöglich. Solche Fehlbildungen können gelegentlich bei Hunden (insbesondere bei Golden Retriever) gefunden werden. Deutlich häufiger tritt eine relative Vorhautverengung (Paraphimose) auf. Bei dieser Fehlbildung schnürt das Präputium die vergrößerte Glans penis (Eichel) während der Erektion aufgrund der Größenzunahme ab, sodass es zu einer Blutstauung kommt. Da dieser Stau zum Absterben des Penis (ischämische Penisnekrose) führen kann, stellt eine akute Paraphimose einen veterinärmedizinischen Notfall dar.
Ein persistierendes Frenulum praeputii kommt gelegentlich bei Rindern und Schweinen vor. Durch die bestehende Verbindung ist es für betroffene Tiere unmöglich, den Penis bei der Erektion auszuschachten (Begattungsunfähigkeit).
Literatur
- Franz-Viktor Salomon, Hans Geyer, Uwe Gille. Anatomie für die Tiermedizin. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, 2008.
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