Fundoplikatio
Synonyme: Antirefluxoperation, Fundoplicatio
Englisch: gastric fundoplication
Definition
Die Fundoplikatio ist ein chirurgischer Eingriff zur Verhinderung eines Rückflusses (Reflux) von Mageninhalt in die Speiseröhre. Er kann offen oder endoskopisch durchgeführt werden.
Hintergrund
Das Prinzip der Fundoplikatio ist die Bildung einer Fundusmanschette um den abdominalen Anteil der Speiseröhre. Der Speisebrei kann weiterhin von der Speiseröhre in den Magen befördert werden. Die dabei entstehende Füllung der Manschette komprimiert jedoch die abdominale Speiseröhre, so dass ein Reflux aus dem Magen in die Speiseröhre verhindert wird.
Varianten
- Vollmanschette: Nissen-Fundoplikatio (360°), von hinten um den Ösophagus gezogene Vollmanschette
- Teilmanschetten
- Thal-Funduplikatio (90°), vordere Teilmanschette
- Dor-Funduplikatio (180°), vordere Teilmanschette
- Toupet-Funduplikatio (270°), hintere Teilmanschette
Aktuell (2020) ist die Vollmanschette nach Nissen noch die verbreitetste Methode der Fundoplikatio, jedoch steigt der Anteil der Operationen mit Teilmanschettenbildung an.
Operation nach Nissen-Rosetti
Bei Durchführung der Fundoplikatio nach Nissen und Rosetti wird die Manschette komplett um die Speiseröhre herumgeführt. Die Vorderwand des Magenfundus wird locker hinter der Speiseröhre herumgeführt. Die so um den abdominalen Anteil des Ösophagus entstehende Schlinge wird mit der Vorderwand des Magens vernäht. Zusätzlich wird die Manschette durch Nähte am Zwerchfell befestigt.
Operation nach Toupet
Bei der Fundoplikatio nach Toupet wird die Schlinge nicht komplett um die Speiseröhre herumgeführt. Die Befestigung erfolgt mit Nähten an das Zwerchfell und an die vordere Wand der Speiseröhre. Die Toupet-Fundoplikatio sollte bei Vorliegen einer Motilitättsstörung der Speiseröhre (z.B. im Rahmen einer Polyneuropathie bei Diabetes mellitus) vorgezogen werden.
Zugang
Der Zugang erfolgt transabdominal. Dabei kann die offene Vorgehensweise oder die Laparoskopie zum Einsatz kommen. Aufgrund der schnelleren Rekonvaleszenz und hervorragenden kosmetischen Ergebnissen ist die Laparoskopie nach Möglichkeit vorzuziehen. Verwachsungen nach Voreingriffen und fortgeschrittene Stadien einer Refluxkrankheit sprechen allerdings gegen ein laparoskopisches Vorgehen.
Indikationen
- Refluxkrankheit, die nicht auf konservative Therapie anspricht
- Hiatushernie, Therapie kombiniert mit einer Hiatoplastik
Ergebnisse
Bei über 90 % der behandelten Patienten führt die Fundoplikatio zur dauerhaften Heilung von der Refluxerkrankung. Besonders junge Patienten mit rezidivierenden Reflux-Episoden profitieren von der chirurgischen Vorgehensweise. Auf Dauer betrachtet ist die Fundoplikatio bei jungen Patienten kostengünstiger als eine Dauermedikation bei konservativer Therapie.
Bei ca. 8 % der behandelten Patienten bleibt die Fundoplikatio erfolglos. Die Manschette funktioniert nicht richtig, behindert die Passage von Speisebrei oder unterbindet den Reflux nicht.
Auch bei erfolgreicher Therapie des Reflux empfindet ein Teil der Patienten die Nebenwirkungen (Behinderung des Erbrechens, erschwertes Aufstoßen, Völlegefühl im Oberbauch) als belastend.
Komplikationen
Gut zu beherrschende Komplikationen wie Pneumonie, Thrombosen und Hämatome treten bei bis zu 15% der Patienten auf. Schwere Komplikationen treten in bis zu 8 % der Fälle auf, darunter:
- Verletzungen von Magen, Darm, Speiseröhre und/oder Zwerchfell
- schwere Nachblutungen
- Verletzung des Nervus vagus
- Slipped-Nissen: Verrutschen der Manschette in die Brusthöhle
- Gas-Bloat-Syndrom
- Teleskopphänomen
Die perioperative Mortalität liegt bei 2 auf 1000 durchgeführten Operationen.
Die Komplikationsrate ist in speziell ausgerichteten Zentren für die Operation in der Regel kleiner.
Quellen
- Hüttl TP, Kramer KM. 20 Jahre laparoskopische Antireflux- und Hiatushernienchirurgie – Indikation, Verfahrenswahl und Komplikationsvermeidung. Passion Chirurgie. 2011 Feb; 1 (2): Artikel 03_01.
- Hüttl, T. P., Spelsberg, F. W., Geiger, T. K., Heiss, M. M., & Jauch, K.-W. (2003). 10 Jahre laparoskopische Antirefluxchirurgie - Indikationsstellung, Verfahrenswahl und Komplikationsvermeidung. Viszeralchirurgie, 38(2), 84–98. doi:10.1055/s-2003-38561