Tungiasis
Definition
Bei der Tungiasis handelt es sich um eine infektiöse Hauterkrankung, die durch den Sandfloh Tunga penetrans hervorgerufen wird.
Epidemiologie
Der Ektoparasit ist in tropischen und subtropischen Regionen verbreitet. Fälle in Deutschland treten nur im Zusammenhang mit Fernreisen auf. Die WHO zählt die Tungiasis zu den zehn am meisten vernachlässigten Krankheiten ("most neglected diseases") in der Welt.
Pathogenese
Die Weibchen des Sandflohs leben auf dem Boden und bohren sich nach dem Kontakt mit dem Wirt in dessen Haut ein. Meist sind die Füße betroffen, gefolgt von Handrücken und Ellenbogen. In Endemiegebieten können bei engem Zusammenleben mit Nutzvieh (Ziege, Schaf, Rinder aber besonders Hausschweine) Fälle mit hunderten von Eintrittsstellen vorkommen, wenn die Personen regelmäßig auf dem Boden schlafen.
Symptome
Auf der Haut findet sich ein juckendes, schmerzhaftes Knötchen mit einem zentralen schwarzen Fleck. Die Umgebung zeigt eine individuell unterschiedlich starke Entzündungsreaktion. Der Enddarm und die Geschlechtsorgane des Sandflohs ragen zentral aus der Papel, sodass er seine Eier und Exkremente in die Umgebung ausscheiden kann. Im weiteren Verlauf ist die Papel meist von einem dunklen Schorf bedeckt. Mit dem Absterben des Flohs nach etwa 2 bis 3 Wochen heilt die Wunde narbig ab.
Komplikationen
Bei schwerem Befall kann es zur Superinfektion der Hautveränderungen mit Ausbreitung von Bakterien im Subkutangewebe kommen. In der Folge entstehen ausgedehnte nekrotische Weichteildefekte ("rotten tissue disease“), die ggf. zum Verlust der Finger- oder Zehenspitzen führen. Bei massivem Befall der Füße sind die Betroffenen aufgrund der Erkrankung nur noch in der Lage, auf den Fersen zu laufen oder sich kriechend fortzubewegen.
Bei chronischem Befall der Füße und der Hände gehen zudem meist die Fuß- bzw. Fingernägel verloren.
Therapie
Die mechanische Entfernung der Ektoparasiten mit Skalpell und Pinzette ist heute (2023) als obsolet einzustufen. Das gründliche Waschen der betroffenen Bereiche mit hochviskösem Dimeticonöl tötet die Weibchen schmerzlos innerhalb von Stunden ohne mechanische Gewebeschäden ab. Zusätzlich sollte eine lokale Wundbehandlung durchgeführt werden.
Bei disseminiertem Befall kann eine systemische Therapie mit Ivermectin, Metrifonat oder Thiabendazol erfolgen.
Prophylaxe
Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung ist das Tragen von geschlossenen Schuhen.
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