Tiefer Querstand
Englisch: deep transverse arrest
1. Definition
Der tiefe Querstand ist eine Einstellungsanomalie des kindlichen Kopfes im Becken, bei der die Pfeilnaht (PN) quer zum längsovalen Beckenausgang verläuft. Diese Situation tritt auf, wenn der Kopf längere Zeit mit quer verlaufender Pfeilnaht auf dem Beckenboden verweilt und der Geburtsfortschritt ins Stocken gerät.
2. Einteilung
Es wird unterschieden zwischen:
- 1. tiefer Querstand: Rücken bzw. kleine Fontanelle links
- 2. tiefer Querstand: Rücken rechts
Eine leicht schräge Abweichung des Pfeilnahtverlaufs wird als tiefer Schrägstand bezeichnet.
3. Ätiologie
Die Ursachen für einen tiefen Querstand können vielfältig sein:
- Mangelnde Flexion des kindlichen Kopfes: Der Kopf ist nicht optimal gebeugt, was den Eintritt in den Geburtskanal behindert.
- Kopfgröße: Ein kleiner, rundlicher Kopf bietet zu wenig Widerstand, während ein großer Kopf zu viel Widerstand verursacht.
- Beckenbodenveränderungen: Ein erschlaffter Beckenboden erschwert die Geburt
- Wehenschwäche: Sekundäre Wehenschwächen können den Geburtsfortschritt hemmen.
- Ungünstige Gebärposition: Eine Rückenlage oder das Liegen auf der falschen Seite kann die Position des Kindes verschlechtern.
- Beckenanomalien: Ein flaches oder trichterförmiges Becken kann den Durchtritt behindern.
4. Diagnostik
Hinweisend ist eine Verzögerung im Geburtsfortschritt trotz regelmäßiger und kräftiger Wehen. Durch Abtasten der Pfeilnaht und Fontanellen lässt sich die Lage des Kopfes im Becken bestimmen. Bei unklarem Tastbefund kann unterstützend ein Ultraschall zur Lagebestimmung erfolgen.
5. Therapie
Zunächst wird versucht, die spontane Rotation und Flexion durch Mobilisation zu unterstützen. Die Lagerung erfolgt in Seitenlage auf der Seite des kindlichen Rückens. Eine Beckenmobilisation sowie äußerer Beckendruck zur Vergrößerung des Abstands der Spinae ischiadicae können ebenfalls angewandt werden. Bei vorliegender Wehenschwäche erfolgt die Gabe von Oxytocin. Da die Frau zu diesem Zeitpunkt bereits häufig erschöpft ist, kann bei physiologischer fetaler Herzfrequenz ein kraftvolles Mitschieben während der Wehen erfolgen.
Bei einem persistierenden tiefen Querstand über 1 Stunde, bei kräftiger Wehentätigkeit und ggf. pathologischem CTG, ist eine zügige Geburtsbeendigung per Vakuumextraktion oder Zangengeburt sinnvoll.
6. Quellen
- Stiefel et al., Hebammenkunde - Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf, 6. aktualisierte und erweitere Auflage, Thieme, 2020
- emedpedia - Pathologische Geburt und vaginal-operative Entbindung, abgerufen am 10.01.2025