Tissue-Injury-and-Repair-Theorie
Synonyme: Tissue Injury and Repair Theorie, TIAR-Konzept
Englisch: tissue injury and repair theory
Definition
Die Tissue-Injury-and-Repair Theorie, kurz TIAR-Theorie, ist eine Hypothese zur Ätiologie der Endometriose. Sie geht auf den deutschen Gynäkologen Gerhard Leyendecker zurück.
Hintergrund
Es gibt verschiedene Theorien zur Entstehung der Endometriose, jedoch kann bisher keine dieser Theorien die Entstehung der Erkrankung hinreichend erklären.
Theorie
Die TIAR-Theorie sieht die Endometriose als Ausdruck einer gestörten Wundheilung nach mechanischem Trauma des Myometriums. Während der fortpflanzungsfähigen Phase ist die Gebärmutter durch die Uterusperistaltik ständigen mechanischen Belastungen ausgesetzt. Als Folge des Traumas kommt es zu einem chronischen Proliferationsprozess, bei dem mesenchymale Stammzellen (MSC) durch die Wirkung von Zytokinen durch Zellkontakt in endometriale (archimetrale) Stammzellen (ESC bzw. ASC) umgewandelt werden. Die Reparaturmechanismen wiederum führen zu einer lokalen Freisetzung von Östrogen und zu einer Zunahme der Muskelbewegung, wodurch ein positiver Feed-back-Loop entsteht.
Bewertung
In der frühen und mittleren Proliferationsphase scheint die Frequenz der peristaltischen Wellen bei Frauen mit Endometriose im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen verdoppelt zu sein. Auch der Nachweis lokal erhöhter Östrogenkonzentrationen bei Frauen mit Endometriose spricht für die TIAR-Theorie. Letztlich fehlt jedoch der Nachweis, dass eine (gesteigerte) Hyperperistaltik die Endometriose auslöst.
Literatur
- Leyendecker et al (2009). The pathophysiology of endometriosis and adenomyosis: tissue injury and repair. Archives of gynecology and obstetrics. 280(4):529–538. 2009