Distale Humerusfraktur
Definition
Unter einer distalen Humerusfraktur versteht man einen Knochenbruch im Bereich des distalen Humerus.
Epidemiologie
Die distalen Humerusfrakturen machen bei Erwachsenen ca. 3% und bei Kindern bis zu 10 % aller Extremitätenfrakturen aus.
Klassifikation
Die AO-Klassifikation unterscheidet zwischen extraartikulären Frakturen, partiellen und vollständigen Gelenkfrakturen.
Extraartikuläre Frakturen
Man unterteilt die extraartikulären Frakturen, die auch als suprakondyläre Frakturen bezeichnet werden, in:
- 13-A1: apophysäre Fraktur
- 13-A2: einfache metaphysäre Fraktur
- 13-A3: mehrfragmentäre metaphysäre Fraktur
Die kindliche suprakondyläre Humerusfraktur unterscheidet sich dabei in einigen Punkten von der des Erwachsenen.
Partielle Gelenkfraktur
Zu den partiellen Gelenkfrakturen gehören Frakturen des Capitulum humeri, des Condylus ulnaris und des Condylus radialis. Man unterscheidet:
Vollständige Gelenkfraktur
Man unterteilt:
- 13-C1: artikulär einfache, metaphysär einfache Fraktur
- 13-C2: artikulär einfache, metaphysär mehrfragmentäre Fraktur
- 13-C3: mehrfragmentäre Fraktur
Ätiopathogenese
Extraartikuläre Frakturen und partielle Gelenkfrakturen werden durch direkte oder indirekte Krafteinwirkung hervorgerufen. Die extraartikulären Frakturen werden je nach Unfallmechanismus in die häufigeren Extensionsfrakturen und die selteneren Flexionsfrakturen eingeteilt. Sie treten vor allem bei Kindern auf.
Ursache der vollständigen Gelenkfraktur ist eine direkte Krafteinwirkung.
Klinik
Die betroffenen Patienten geben starke Schmerzen an. Eine Bewegung ist häufig kaum noch möglich. Hinzu kommen in der Regel eine Schwellung, eine Fehlstellung und eine tastbare Krepitation.
Begleitverletzungen
Die Arteria brachialis kann durch Extensionfrakturen geschädigt werden. Durch eine Läsion der Gefäße und Nerven auf der Beugeseite kann sich eine Volkmann-Kontraktur entwickeln.
Eine Schädigung des Nervus radialis oder des Nervus ulnaris wird eher selten beobachtet.
Diagnostik
Im Rahmen der klinischen Untersuchung sollten Durchblutung, Motorik und Sensibilität überprüft werden.
Die Diagnose wird anhand von Röntgenbildern gesichert.
Therapie
In Einzelfällen besteht die Möglichkeit der konservativen Behandlung, wenn die Frakturfragmente nicht disloziert sind und keine Instabilität vorliegt. Im Rahmen der konservativen Behandlung erfolgt die Anlage eines Oberarmgipses für drei bis sechs Wochen.
In der Regel wird die distale Humerusfraktur jedoch operativ mittels Plattenosteosynthese oder Schraubenosteosynthese versorgt. Bei sehr komplexen Brüchen, die eine Rekonstruktion unmöglich machen, ist eine Versorgung mit einer Ellenbogengelenkprothese in Erwägung zu ziehen.
Prognose
Bei Erwachsenen werden häufig bleibende Bewegungseinschränkungen und periartikuläre Ossifikationen beobachtet. Eine mehrwöchige Behandlung mit Indometacin wird als Ossifikationsprophylaxe diskutiert.
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