Stria vascularis
Definition
Die Stria vascularis ist eine drüsenähnlich aufgebaute Zellstruktur des Innenohrs. Epitheliale und mesenchymale Zellen lagern hier eng aneinander und sind durch keine Basalmembran voneinander getrennt. Sie bildet einen großen Teil der lateralen Wand des Ductus cochlearis (Scala media).
Versorgung
Die arterielle Versorgung der Stria vascularis wird durch die Arteria cochlearis propria aus der Arteria labyrinthi besorgt.
Histologie
Es lassen sich in der Stria vascularis neben den Kapillaren drei Zelltypen unterscheiden:
Die Stria vascularis ist das einzige Epithel im menschlichen Körper, das Blutkapillaren besitzt. Unterhalb der Stria vascularis befindet sich eine Schicht von Fibrozyten, die unterschiedliche Zellmerkmale aufweisen und dementsprechend als Typ-I- bis Typ-V-Fibrozyten gelabelt werden.
Physiologie
Von der Stria vascularis wird die Endolymphe des Ductus cochlearis (Scala media) produziert. Sie ist reich an Kaliumionen und besitzt dadurch gegenüber der Perilymphe ein elektrisches Potential von 80 bis 90 mV.
Die Elektrolytkonzentration wird durch die Marginalzellen kontrolliert. Sie besitzen basolateral einen Na-K-2Cl-Cotransporter (NKCC1), der aktiv Kalium in die Marginalzellen befördert, die dann über KvLQT1-Kaliumkanäle am apikalen Zellpol in die Endolymphe ausströmen. Dadurch wird die Endolymphe mit Kalium angereichert, was die Grundlage der Potentialdifferenz zwischen Endolymphe und Perilymphe darstellt.
Innerhalb der Stria vascularis herrscht eine elektrische Spannung von +100 mV bei einer Kaliumionenkonzentration von 1-2 mmol/l.
Die genauen Abläufe sind noch etwas komplexer, da das Kalium-Konzentrationsgefälle zwischen Perilymphe und Endolymphe nicht von einer Zellschicht allein kontrolliert werden kann. Die basal der Stria vascularis anliegende Schicht von Fibrozyten exprimiert ebenfalls den basolateralen NKCC1 und eine Natrium-Kalium-ATPase. Diese Fibrozyten reichern intrazellulär Kaliumionen aus der Perilymphe an und reichen sie über Gap Junctions an die Basalzellen weiter. Von dort werden sie über die Intermediärzellen in den intrastrialen Raum befördert. Die Marginalzellen nehmen die Kaliumionen schließlich aus dem intrastrialen Raum auf und transportieren sie in die Endolymphe.
Klinik
Bei einer Schädigung der NKCC1-Kanäle in der Stria vascularis (z.B. durch ototoxische Medikamente wie Schleifendiuretika) kommt es zu einem signifikanten Hörverlust. Ein Hörverlust besteht auch dann, wenn aufgrund eines genetischen Defekts der KvLQT1-Kanal in seiner Funktion eingeschränkt ist. Dies ist beim sog. Jervell-Lange-Nielsen-Syndrom der Fall.
Quelle
- Speckmann, Hecheler, Köhling: Physiologie, 7. Auflage
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