Sprechapraxie
von altgriechisch: απραξία ("apraxia") - Untätigkeit
Englisch: verbal apraxia, apraxia of speech (AOS)
Definition
Als Sprechapraxie bezeichnet man eine Sprechstörung, bei der die Umsetzung von Sprache in Sprechbewegungen auf kortikaler Ebene gestört ist, ohne dass hierfür eine Sprachstörung oder direkt motorische Störung verantwortlich ist. Eine Sprechapraxie kann sich unter anderem durch Störungen der Artikulation, der Sprachmelodie und des Sprachrhythmus (Prosodie) zeigen.
Ätiopathogenese
Eine Sprechapraxie wird meist durch einen Hirninfarkt im Stromgebiet der Arteria cerebri media hervorgerufen. Seltenere Ursachen sind Tumoren, Blutungen, Meningoencephalitiden, Schädel-Hirn-Traumata oder neurodegenerative Erkrankungen wie die Alzheimer-Demenz.
Der verantwortliche Läsionsort ist nicht geklärt. Die meisten Sprechapraxien treten aber begleitend bei Infarkten des Broca-Areals auf, was eine räumliche Nähe zu diesem Cortexanteil nahelegt.[1]
Eine seltene Form der Sprechapraxie ist die kindliche verbale Entwicklungsdyspraxie, deren Genese ungeklärt ist.[2]
Klinik
Charakteristika der Sprechapraxie sind:
- Suchbewegungen der Artikulationsorgane (z.B. Zunge, Kiefer, Lippen) vor Beginn des Sprechens
- unsichere, angestrengte, langsame Sprechweise
- phonetische Fehler, vor allem am Wortanfang; die Fehler variieren bei Wortwiederholung
- silbenweise Aussprache
- gedehnt ausgesprochene Vokale
Der Patient ist sich in der Regel seiner Störung bewusst. Im Gegensatz zu einer motorischen Störung ist die Nutzung der betreffenden Muskulatur für andere Zwecke (z.B. Essen) ungestört.[3]
In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle tritt die Apraxie nicht isoliert auf, sondern in Kombination mit einer Broca-Aphasie (85 %) und/oder einer Dysarthrie (5 %).[4]
Quellen
- ↑ Hacke, Werner (Hrsg). Neurologie. Springer Verlag. S. 101. 14. Auflage, 2015
- ↑ Morgan et al. Interventions for childhood apraxia of speech, Cochrane Database Syst Rev. 2018
- ↑ Siegenthaler (Hrsg.). Klinische Pathophysiologie. Seite 1096. Thieme Verlag, Stuttgart. 9. Auflage, 2006.
- ↑ Bundesverband für Logopädie e.V.: Sprechapraxie, abgerufen am 22.10.2022
um diese Funktion zu nutzen.