Schematherapie
Definition
Die Schematherapie ist ein integratives psychotherapeutisches Verfahren, das ursprünglich von Jeffrey Young in den 1980er-Jahren entwickelt wurde. Sie kombiniert Konzepte der kognitiven Verhaltenstherapie mit Elementen psychodynamischer, bindungstheoretischer und gestalttherapeutischer Ansätze. Ihr Fokus liegt auf der Identifikation und Modifikation dysfunktionaler Lebensmuster (Schemata), die häufig ihren Ursprung in der Kindheit haben.
Grundlagen
Schemata werden als umfassende Muster von Erinnerungen, Gefühlen, Kognitionen und Körperempfindungen verstanden, die sich in der Beziehung zu sich selbst und anderen wiederholen. Die Schematherapie wird vor allem zur Behandlung chronischer psychischer Störungen, inbesondere Persönlichkeitsstörungen, eingesetzt, die auf früh erworbene maladaptive Schemata zurückzuführen sind.[1]
Zentrale Konzepte der Schematherapie sind:
- Frühe maladaptive Schemata (EMS): Entstehen meist in der Kindheit durch unzureichend erfüllte emotionale Grundbedürfnisse (z.B. nach Bindung, Autonomie, Sicherheit).
- Schemamodi: Momentane emotionale Zustände, in denen verschiedene Schemata und Bewältigungsstrategien aktiviert werden.
- Bewältigungsstile: Strategien wie Vermeidung, Unterwerfung oder Überkompensation, um den Schmerz eines aktivierten Schemas zu mindern.
Die Therapie arbeitet mit kognitiven, emotionsfokussierten und erfahrungsbasierten Techniken sowie mit begrenzter elterlicher Fürsorge (limited reparenting), um korrigierende emotionale Erfahrungen zu ermöglichen.
Indikationen
Die Schematherapie wird insbesondere eingesetzt bei:
Therapeutisches Vorgehen
Die Behandlung erfolgt typischerweise in mehreren Phasen:
- Assessment: Erhebung von Schemata, Modi und biographischen Zusammenhängen.
- Aufbau eines Modusmodells: Psychoedukation zu Schema- und Moduskonzepten.
- Kognitive und emotionsfokussierte Techniken: Imagery Rescripting, Stuhldialoge, Schema-Coping-Arbeit.
- Verhaltensveränderung und Integration: Förderung adaptiver Bewältigungsstrategien und Bedürfnisbefriedigung im Alltag.
Wirksamkeit
Meta-Analysen belegen eine gute Wirksamkeit der Schematherapie, insbesondere bei der Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen und chronischen Depressionen.[2][3]
Quellen
- ↑ Young, J. E., Klosko, J. S., & Weishaar, M. E. (2003). Schema therapy: A practitioner's guide. Guilford Press.
- ↑ Masley SA, Gillanders DT, Simpson SG, Taylor MA. A systematic review of the evidence base for Schema Therapy. Cogn Behav Ther. 2012;41(3):185-202. doi:10.1080/16506073.2011.614274
- ↑ Bamelis LL, Evers SM, Spinhoven P, Arntz A. Results of a multicenter randomized controlled trial of the clinical effectiveness of schema therapy for personality disorders. Am J Psychiatry. 2014;171(3):305-322. doi:10.1176/appi.ajp.2013.12040518