Scheibenmeniskus
Synonyme: Meniscus disciformis, diskoider Meniskus
Englisch: discoid meniscus
Definition
Ein Scheibenmeniskus ist eine anatomische Normvariante des Meniskus des Kniegelenks. Es handelt sich um einen übergroßen Meniskus, wobei der Außenmeniskus deutlich häufiger betroffen ist.
- ICD-10-Code: M23.1 - Scheibenmeniskus (angeboren)
Epidemiologie
Die Prävalenz des Scheibenmeniskus wird auf 1,5 bis 5 % geschätzt. Ein Scheibenmeniskus findet sich häufiger in asiatischen Populationen. Der Außenmeniskus ist deutlich öfter betroffen. In bis zu 20 bis 50 % der Fälle zeigt sich ein bilaterales Auftreten. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.
Ätiologie
Vermutlich entsteht ein Scheibenmeniskus durch eine fehlende Resorption der zentralen Anteile während der Embryogenese.
Pathophysiologie
Scheibenmenisken neigen zu einem kurzfristigen Anhaften an der Gelenkoberfläche. Das Haften und anschließende Lösen führt zu einem typischen Knacken und Schnappen bei der Gelenkbewegung. Die Folge ist die Entwicklung einer mukoiden Meniskusdegeneration oder von Meniskuszysten, die für einen Meniskusriss prädisponieren.
Klassifikation
Die Watanabe-Klassifikation basiert auf dem Grad der peripheren Anheftung an das Tibiaplateau und der Form des Meniskus:
- kompletter Scheibenmeniskus (80 %): keine Resorpion der zentralen Anteile. Der Meniskus reicht bis zum Rand der Fossa intercondylaris femoris.
- inkompletter Scheibenmeniskus (10 %): nur teilweise Resorption der zentralen Substanz. Der Meniskus reicht nicht bis zur Fossa intercondylaris femoris. Normaler keilförmiger Querschnitt.
- Scheibenmeniskus vom Typ Wrisberg (10 %): instabiler bzw. hypermobiler Meniskus durch fehlende Verankerung des Außenmeniskus an der Tibia (Fehlen oder Riss der posterioren meniskokapsulären, insbesondere meniskopoplitealen Bänder). Das Hinterhorn ist nur am Wrisberg-Band (Ligamentum meniscofemorale posterius) befestigt.
Klinik
Ein Scheibenmeniskus verursacht häufig keine Symptome, sodass es sich um einen radiologischen Zufallsbefund handelt. Mögliche Symptome sind:
- Knacken und Schnappen bei der Gelenkbewegung
- Blockierung
- Knieschmerzen
Diagnostik
Die klinische Verdachtsdiagnose wird mittels einer Magnetresonanztomographie (MRT) bestätigt. Entscheidender Hinweis ist ein abnorm breiter Meniskus mit Verlust des normalen keilförmigen Querschnitts. Bei einem inkompletten Scheibenmeniskus findet sich eine zentrale Verjüngung, die nach medial verschoben ist. Im coronalen Bild weist der Meniskus eine mediolaterale Ausdehnung von 14 bis 15 mm auf. Der zentrale Meniskusanteil bedeckt mehr als 50 % der Gelenkflächen der Tibiakondylen. In sagittalen Aufnahmen ist der Außenmeniskus je nach gewählter Schichtdicke auf zu vielen Schichten zu sehen (Gegenteil des Fehlenden-Bowtie-Zeichens).
Scheibenmenisken weisen häufig ein erhöhtes Binnensignal auf. Weiterhin sollte nach einem Meniskusriss gesucht werden und die Untersuchung des kontralateralen Knies empfohlen werden.
Differenzialdiagnosen
Radiologische Differenzialdiagnosen umfassen:
- Korbhenkelriss des Meniskus: Lücke zwischen dem peripheren Meniskusrest und dem verlagerten zentralen Fragment im koronalen Bild.
- umgeklappter Meniskus (flipped meniscus): Großteil des Meniskus liegt umgeklappt neben dem Vorderhorn.
- vertikaler Lappenriss: kann zu einer zentralen Verschiebung von Meniskusanteilen führen.
Therapie
Bei Kindern ohne Meniskusriss erfolgt eine konservative Behandlung. Falls Symptome auftreten, kommt eine arthroskopische Resektion des diskoiden Mittelteils infrage. Bei Meniskusrissen ist die Reparatur bzw. Resektion des Meniskus eine Option.
Literatur
- Tyler PA et al. Update on imaging of the discoid meniscus, Skeletal Radiol. 2022