Radiuskopffraktur
Synonyme: Radiusköpfchenfraktur, proximale Radiusfraktur, Radiusköpfchenbruch
Definition
Unter der Radiuskopffraktur versteht man einen Knochenbruch im Bereich des Radiuskopfes (Caput radii). Dieser Frakturtyp ist seltener als die distale Radiusfraktur.
Epidemiologie
Die Radiuskopffraktur macht ein Fünftel aller Verletzungen im Bereich des Ellenbogens aus. Die Inzidenz liegt bei etwa 12 Fällen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.[1] Mit einem Durchschnittsalter von 45 Jahren sind eher jüngere Personen betroffen.
Ätiopathogenese
Die Radiuskopffraktur wird durch indirekte und direkte Krafteinwirkung hervorgerufen. Eine häufige Ursache ist der Sturz auf den gestreckten, pronierten Arm mit axialer Krafteinwirkung (Stauchungsfraktur).
Möglich sind dabei einfache Spaltbrüche, aber auch die vollständige Zertrümmerung des Radiuskopfes. Je nach Ausmaß der Gewalteinwirkung ist auch eine gleichzeitige Fraktur im Bereich der Ulna möglich.
Klinik
Am Radiuskopf bestehen ein Druckschmerz und ein Bewegungsschmerz bei der Pronation und Supination. Häufig sind eine Schwellung und ein Hämatom zu sehen.
Je nach Ausmaß der Krafteinwirkung sind mehr oder weniger ausgeprägte Verletzungen der Weichteile, des Nervus radialis oder auch der Ulna und des Olecranons möglich.
Klassifikation
Radiuskopffrakturen lassen sich anhand verschiedener Klassifikationen einteilen.
Mason-Klassifikation
Nach der Mason-Klassifikation werden Radiuskopffrakturen in vier Typen eingeteilt:
- Mason Typ 1: Dislokation des Frakturfragments ≤ 2 mm (nicht disloziert)
- Mason Typ 2: Dislokation des Frakturfragments > 2 mm (disloziert)
- Mason Typ 3: Trümmerbruch des Radiusköpfchens (Mehrfragmentfraktur)
- Mason Typ 4: Bruch des Radiusköpfchens mit Ellenbogengelenkluxation
AO-Klassifikation
Nach der AO-Klassifikation unterscheidet man extraartikuläre Frakturen, Gelenkfrakturen eines Knochens und Gelenkfrakturen beider Knochen.
Extraartikuläre Frakturen
Man unterteilt:
- 21-A1: Fraktur der Ulna, Radius intakt
- 21-A2: Fraktur des Radius, Ulna intakt
- 21-A3: Fraktur beider Knochen
Gelenkfraktur eines Knochens
Man unterscheidet:
- 21-B1: Artikuläre Fraktur der Ulna, Radius intakt
- 21-B2: Artikuläre Fraktur des Radius, Ulna intakt
- 21-B3: extraartikuläre Fraktur des anderen
Gelenkfraktur beider Knochen
Man unterteilt:
- 21-C1: einfache Gelenkfraktur beider Knochen
- 21-C2: einfache Gelenkfraktur eines Knochens, mehrfragmentäre Fraktur des anderen Knochens
- 21-C3: mehrfragmentäre Gelenkfraktur beider Knochen
Diagnostik
Anamnese, Unfallmechanismus und Klinik weisen häufig auf die Diagnose hin. Eine Überprüfung von Durchblutung, Motorik und Sensibilität (DMS) im Rahmen der klinischen Untersuchung sollte nicht vergessen werden.
Anhand der Röntgenaufnahme des Ellenbogens kann die Diagnose gesichert werden.
Therapie
Eine frühfunktionelle Behandlung ist bei einfachen Frakturen des Radiuskopfes ohne Dislokation möglich. Häufig erfolgt die Behandlung nach Gelenkpunktion, bei der eine Entlastung des Frakturhämatoms sowie die Instillation eines Lokalanästhetikums erfolgen.
Bei dislozierten Frakturen erfolgt nach der Reposition die osteosynthetische Versorgung durch Minischrauben oder Kunststoffstifte. Häufig kann bei Trümmerfrakturen nur noch eine Resektion des gesamten Radiuskopfes durchgeführt werden.
Komplikationen
Nach der Rekonstruktion einer Radiuskopffraktur werden häufig periartikuläre Ossifikationen und Synostosen mit der proximalen Ulna beobachtet.
Prognose
Die Schwere der Fraktur bestimmt die Prognose. Bei wenig dislozierten Frakturen werden häufig gute Ergebnisse erreicht.
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