Protrahierte Geburt
Definition
Die protrahierte Geburt bezeichnet eine Geburtsdauer von mehr als 18 Stunden bei Erst- und über 12 Stunden bei Mehrgebärenden. Die Prävalenz liegt bei 4 bei 8 %.
Hintergrund
Regelmäßige und anhaltende Wehentätigkeit sowie eine maßgebliche Eröffnung des Muttermundes kennzeichnen den Beginn der Geburt. Die Geburtsdauer beschreibt dann den nachfolgenden Zeitraum – bestehend aus Eröffnungs-, Austreibungs- und Pressphase – bis zur Geburt des Kindes und liegt i.d.R. zwischen ca. 8 bis 12 Stunden. Die zeitlichen Angaben hierzu variieren erheblich (bis zu 24 Stunden bei Erstgebärenden).
Die protrahierte Geburt kann in den verschiedenen Phasen auftreten:
- Protrahierte Eröffnungsperiode: kein Geburtsfortschritt in 2 Stunden
- Protrahierte Austreibungsperiode: kein Geburtsfortschritt nach 1 Stunde
- Protrahierte Pressperiode: keine Geburt nach 20 bis 30 Minuten (8 bis 12 Presswehen)
Ursachen
Zu den Ursachen für eine protrahierte Geburt zählen hypoaktive bzw. dyskoordinierte Wehentätigkeit, Zervixdystokie, cephalopelvines Missverhältnis, kindliche Lage- und Einstellungsanomalien, sowie ein Geburtsgewicht von mehr als 4.000 g. Regionalanästhesien führen zudem häufiger zur protrahierten Geburt.
Eine verlängerte Latenzphase mit unregelmäßiger Wehentätigkeit vor Beginn der aktiven Eröffnungsphase erhöht die Wahrscheinlichkeit für eine protrahierte Geburt.
Komplikationen
Eine protrahierte Geburt kann mit folgenden Komplikationen einhergehen:
- erhöhte Infektmorbidität
- Atonie
- psychoemotionale Belastung der Mutter
- Neugeborenenazidose
- ungünstigere Apgarnoten nach 1,5 und 10 Minuten
Therapie
Zunächst sollte die Ursachen für die protrahierte Geburt geklärt werden. Dabei ist eine anamnestische Befragung zu vorausgegangenen Geburten hinweisgebend. Allgemeine Maßnahmen umfassen die Mobilisierung der Mutter. Das Einnehmen einer aufrechten Körperhaltung kann den Geburtsvorgang beschleunigen. Zudem werden Spasmolytika, zentralwirksame Analgetika sowie Oxytocininfusion bei hypoaktiver Wehentätigkeit eingesetzt. Bei dyskoordinierter Wehentätigkeit kann ggf. eine Tokolyse mit Fenoterol erfolgen. Eine cephalopelvine Dysproportion erfordert meist eine operative Intervention (Sectio caesarea).
Prävention
Eine geeignete Geburtsvorbereitung, Anxiolyse sowie eine persönliche Betreuung unter der Geburt können dazu beitragen, protrahierte Geburten zu vermeiden.
um diese Funktion zu nutzen.