Primär schlafgebundener Kopfschmerz
Synonym: Hypnic-Headache-Syndrom
Englisch: hypnic headache syndrome, “alarm clock” headache
Definition
Der primäre schlafgebundene Kopfschmerz ist eine primäre Kopfschmerzerkrankung, bei der es regelhaft in den meisten Nächten zu Kopfschmerzattacken kommt.
- ICD-10: G44.- Sonstige Kopfschmerzsyndrome
Ätiologie
Die Ursache ist aktuell (2019) noch ungeklärt.
Pathophysiologie
Ein Zusammenhang zu den einzelnen Schlafstadien, insbesondere dem REM-Schlaf, wird in der Literatur unterschiedlich bewertet. Einige Untersucher gehen von einer chronobiologischen Störung beispielsweise im Nucleus suprachiasmaticus aus.
Epidemiologie
Die Erkrankung beginnt meist nach dem 50. Lebensjahr, kann aber auch jüngere Menschen betreffen. Frauen sind häufiger betroffen, Komorbiditäten mit anderen Erkrankungen sind nicht bekannt. In zwei Fallserien machte der primäre schlafgebundene Kopfschmerz ungefähr 0,1% aller Patienten einer Kopfschmerzambulanz aus.[1][2]
Symptome
Beim primären schlafgebundenen Kopfschmerz treten die Attacken ausschließlich im Schlaf auf. Dadurch wird der Patient wach und die Schmerzen halten anschließend noch 15 Minuten bis 4 Stunden an. Sie treten meist bilateral bzw. holozephal mit leichter bis mittlerer Intensität auf. Außer Übelkeit kommen keine Begleitsymptome vor, insbesondere keine kranialen autonomen Symptome oder Unruhe. Per definitionem treten die Attacken seit mindestens 3 Monaten an mindestens 10 Tagen pro Monat auf.
Differenzialdiagnosen
Die wichtigste Differenzialdiagnose ist ein schlecht eingestellter Bluthochdruck. Zu den weiteren, auszuschließenden Ursachen gehören die Gruppe der trigeminoautonomen Kopfschmerzerkrankungen, Schlafapnoe, REM-Schlaf-Verhaltensstörung, nächtliche Hypotonie, hypoglykämische Phasen sowie intrakranielle Tumore.
Diagnose
Die Diagnose kann bei typischen Symptomen und nach Ausschluss der Differenzialdiagnosen gestellt werden. Dabei ist das regelhafte Auftreten immer zur selben Uhrzeit in der Nacht nahezu pathognomonisch. Trotzdem ist in den meisten Fällen eine einmalige Bildgebung (z.B. MRT) notwendig.
Therapie
Die Aufklärung über die Harmlosigkeit der Erkrankung kann bereits einigen Patienten helfen. In vielen Fällen sistieren die Attacken, wenn mindestens eine Tasse mit starkem, koffeinhaltigen Kaffee vor dem Schlafen getrunken wird. Falls nicht wirksam, kann eine medikamentöse Prophylaxe mit Lithium (150 bis 600 mg pro Tag) erfolgreich sein. Substanzen der zweiten Wahl sind Indometacin, Flunarizin und Melatonin.[3]
Literatur
- Suttorp N et al., Harrisons Innere Medizin. 19. Auflage. Berlin. ABW Wissenschaftsverlag; 2016
- IHS Classification ICHD-3, abgerufen am 19.06.2019
- Therapie seltener idiopathischer Kopfschmerzerkrankungen - Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, abgerufen am 19.06.2019
- Review Hypnic headache Evers S, Goadsby PJ; Practical Neurology, 2005, 5, 144-149, abgerufen am 19.06.2019
Quellen
<references>
- ↑ Dodick DW et al. The hypnic (»alarm clock«) headache syndrome, Cephalalgia. 1998; 18:152-6, abgerufen am 19.06.2019
- ↑ Evers S et al. Hypnic headache - the first German cases including polysomnography., Cephalalgia. 2003 Feb;23(1):20-3., abgerufen am 19.06.2019
- ↑ Evers S et al. Hypnic headache: clinical features, pathophysiology, and treatment, Neurology. 2003 Mar 25;60(6):905-9, abgerufen am 19.06.2019
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