Postkoitalpille
Synonym: orales Notfallkontrazeptivum, "Pille danach"'
Definition
Als Postkoitalpille bezeichnet man Kontrazeptiva, die nach dem Beischlaf (Koitus) gegeben werden, um eine Schwangerschaft zu verhindern.
Substanzen
- Levonorgestrel - ein synthetisches Gestagen
- Ulipristalacetat - ein Progesteronrezeptor-Modulator.
Anwendung
Je schneller die Postkoitalpille nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen wird, desto höher ist die Wirkung. Die Wahrscheinlichkeit einer eintretenden Schwangerschaft steigt mit jedem Tag, den die Einnahme verzögert wird, deutlich an. Wird das Arzneimittel innerhalb von 24 Stunden nach dem Koitus verabreicht, besteht ein Schutz von 90 – 95 %. Vergehen über 48 Stunden, so sinkt die Wahrscheinlichkeit, eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern, auf 55 – 60 %. Sollte die Frau innerhalb von etwa 3 Stunden nach Gabe der Postkoitalpille Erbrechen, so muss schnellstmöglich erneut eine Tablette eingenommen werden.
Kombination mit der Antibabypille
Zu beachten ist, dass die Wirkung der gewöhnlichen Antibabypille nach Einnahme einer Postkoitalpille nicht mehr in ausreichender Form gegeben ist. Über den Modus der weiteren Einnahme der Antibabypille besteht keine Einigkeit. Manche Autoren vertreten die Ansicht, dass die betroffenen Frauen die Pille ganz normal weiter einnehmen sollten, um den Zyklusablauf nicht zu beeinträchtigen. Andere Mediziner raten zu einem sofortigen Aussetzen des oralen Kontrazeptivums bis zum Beginn des nächsten Zyklus. In jedem Fall muss bis zur nächsten Monatsblutung beim Koitus zwingend auf ein Kondom zurückgegriffen werden.
Wirkungsweise
Levonorgestrel ist ein Gestagen. Als solches wirkt es stark hemmend auf die Reifung der Eizelle und verhindert damit die Ovulation. Diese Wirkung ist unabhängig vom Zyklustag. Der Eisprung darf allerdings in dem betreffenden Zyklus noch nicht stattgefunden haben. In diesem Fall verliert das Hormon seine Hauptwirkung. Es beeinflusst zwar auch den Eizellentransport durch den Eileiter, hemmt die Bewegung der Spermien und erschwert die Einnistung (Nidation) in die Gebärmutter - die Relevanz dieser Effekte ist aber umstritten.
Levonorgestrel ist also nicht mehr wirksam, wenn bereits eine Einnistung stattgefunden hat. Es führt auch nicht zu einem Abort. Sollte trotz der Levonorgestrel-Gabe eine Schwangerschaft eintreten oder bereits bestehen, stellt der Wirkstoff keine Gefahr für den Embryo dar.
Ulipristalacetat blockiert die Bindung von Progesteron an seine Rezeptoren. Folge ist die Verhinderung des Eisprungs und die Unterdrückung der Synthese von für die Schwangerschaft essentiellen Peptiden.
Grundsätzlich gilt: auch wenn der Eisprung erst 5 Tage nach dem Geschlechtsverkehr stattfindet, ist eine Schwangerschaft noch möglich. Spermien überleben bis zu 5 Tage.
Wirkungsabschwächung
Wie auch bei der gewöhnlichen Antibabypille sollte auch bei der Postkoitalpille auf die gleichzeitige Einnahme von Johanniskrautpräparaten verzichtet werden. Johanniskraut erhöht die körpereigene Enzyminduktion, wodurch sämtliche aufgenommene Arzneimittel schneller metabolisiert werden und demnach nur eine verkürzte Wirkdauer im Organismus aufweisen. Das Risiko einer Schwangerschaft steigt. Antibiotika schwächen die Wirkung der Postkoitalpille ebenfalls ab.
Nebenwirkungen
Prinzipiell ist eine Postkoitalpille heutzutage gut verträglich. Das Risiko von Nebenwirkungen ist geringfügig höher als bei der Antibabypille. Mitunter kommt es nach der Einnahme zu folgenden Nebenwirkungen:
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