Perkussionsstimulation (Reanimation)
Synonym: Perkussionsreanimation
Englisch: percussion pacing
Definition
Unter Perkussionsstimulation versteht man ein rhythmisches, kräftiges Klopfen bzw. Trommeln auf den linken Rand des Sternums, das eine mechanische Erregung des Herzens auslösen soll. Ziel ist es, kurzfristig eine (minimale) Pumpfunktion zu erzeugen – zum Beispiel bei hypodynamem Herz-Kreislauf-Stillstand oder hämodynamisch relevanter Bradykardie. Das Verfahren ist obsolet. Es bietet keinen Nutzen gegenüber einer konventionellen Reanimation.[1]
Hintergrund
Das Konzept der Perkussionsstimulation beruht auf der mechano-elektrischen Transduktion. Durch die plötzliche Krafteinwirkung auf den Brustkorb soll über die Weiterleitung der mechanischen Energie an das Myokard eine Depolarisation und somit ein Kontraktionsreiz ausgelöst werden.
Die Methode wurde in den 1970er- und 1980er-Jahren vor allem in klinisch überwachten Situationen eingesetzt, etwa im Herzkatheterlabor oder auf Intensivstationen. Sie kam vor allem bei beobachteter Asystolie oder ausgeprägter Bradykardie unter kontinuierlichem EKG-Monitoring zur Anwendung. In der frühen Phase der modernen Reanimationsforschung galt sie als kurzfristige Überbrückung, wenn elektrische Stimulationsverfahren noch nicht verfügbar waren. Mit zunehmender Evidenz zur Überlegenheit der geschlossenen Thoraxkompression wurde die Perkussionsstimulation aus der Notfallmedizin verdrängt.
Evidenzlage
Die Evidenz zur Perkussionsstimulation ist insgesamt gering. Die verfügbare Literatur basiert überwiegend auf Fallberichten und kleinen Patientenkollektiven. Systematische Übersichtsarbeiten zeigen keinen belastbaren Nachweis für eine Verbesserung von Überleben oder neurologischem Outcome.[2] Zwar werden in Einzelfällen kurzfristige Rhythmuskonversionen beschrieben, diese Befunde ließen sich jedoch nicht reproduzierbar bestätigen.
Aktuelle Leitlinien zur Reanimation der Europäischen Wiederbelebungsrat (ERC) und der American Heart Association (AHA) bewerten die Perkussionsstimulation als historische Technik und empfehlen sie nicht für den klinischen Einsatz. Sie ist daher kein Bestandteil moderner Reanimationsalgorithmen.
Abgrenzung
Während bei der Perkussionsstimulation der Thorax rhythmisch oder wiederholt mechanisch stimuliert wird, ist der präkordiale Faustschlag ein einmaliger kräftiger Schlag auf das untere Drittel des Sternums. Hierdurch soll eine ventrikuläre Tachykardie oder Kammerflimmern konvertiert werden. Er wird ausschließlich bei beobachtetem Herzstillstand unter EKG‑Überwachung angewendet und ersetzt keine klassische Reanimation.
Literatur
- Ventzka et. al: Präkordialer Faustschlag, Hustenreanimation & Co. – Mythen der Wiederbelebung?, Der Notarzt 2022
- Amboss: Grundlagen der Reanimation, abgerufen am 12.11.2025
Quellen
- ↑ Schmidt J. Herzstillstand: Drei Mythen zur Reanimation. CME (Berl). 2021;18(4):20-21. German. doi: 10.1007/s11298-021-1969-3. Epub 2021 Apr 20. PMID: 33850508; PMCID: PMC8034039.
- ↑ Dee R, et. al. The effect of alternative methods of cardiopulmonary resuscitation – Cough CPR, percussion pacing or precordial thump – on outcomes following cardiac arrest. A systematic review. Resuscitation. 2021