Oropouche-Virus
Englisch: oropouche virus
Definition
Das Oropouche-Virus, kurz OROV, ist ein humanpathogenes Virus aus der Gattung Orthobunyavirus, das durch verschiedene Vektoren (Gnitzen, Stechmücken) übertragen wird. Es ist der Erreger des gleichnamigen Oropouche-Fiebers.
Systematik
- Bereich: Riboviria
- Reich: Orthornavirae
- Stamm: Negarnaviricota
- Klasse: Ellioviricetes
- Ordnung: Bunyavirales
- Familie: Peribunyaviridae
- Gattung: Orthobunyavirus
- Art: Oropouche orthobunyavirus
- Gattung: Orthobunyavirus
- Familie: Peribunyaviridae
- Ordnung: Bunyavirales
- Klasse: Ellioviricetes
- Stamm: Negarnaviricota
- Reich: Orthornavirae
Aufgrund seines Übertragungsmodus wird das Virus den Arboviren zugeordnet.
Epidemiologie
Das Oropouche-Virus wurde erstmals 1955 in Trinidad isoliert und ist seitdem in verschiedenen Ländern des Amazonasgebiets und Zentralamerikas endemisch, darunter Brasilien, Peru, Surinam und Panama. Dort ist es nach dem Dengue-Fieber die zweithäufigste, durch Vektoren übertragene Viruserkrankung. Es wird geschätzt, dass weltweit mehrere hunderttausend Menschen mit dem Virus infiziert wurden. Epidemien treten vor allem in städtischen Gebieten auf, was auf die Effektivität der Überträgermücken zurückzuführen ist.
Derzeit (2025) unterscheidet man 4 verschiedene Genotypen (OROV I-IV), die jeweils einen unterschiedlichen geographischen Fokus haben. Als Reservoirwirte wurden Affen und Faultiere identifiziert.
Da die klinische Symptomatik anderen endemischen Viruserkrankungen ähnelt, gibt es zur genauen Verbreitung des Oropouche-Virus derzeit (2025) keine verlässlichen Informationen.
Morphologie
Das Oropouche-Virus ist ein behülltes, einzelsträngiges RNA-Virus mit einem sphärischen Nukleokapsid, dessen Durchmesser zwischen 80 und 120 nm schwankt.[1] Die Hülle entstammt der Wirtszellmembran. In sie sind zahlreiche Spikes eingelassen, die von den transmembranären Glykoproteinen Gn and Gc geformt werden. Sie vermitteln das Andocken an die Wirtszelle sowie den anschließenden Entry.[1]
Genom
Das Virusgenom besteht aus einer Einzelstrang-RNA mit negativer Polarität, die auf drei Segmente verteilt ist. Das große L-Segment kodiert die Viruspolymerase RdRp, das M-Segment die Glykoproteine Gn und Gc sowie ein Nichtstrukturprotein NSm. Das kleine S-Segment kodiert ein Nucleokapsid-Protein (N) und ein zweites Nichtstrukturprotein NSs.[2]
Übertragung
Das Virus wird primär durch Mücken der Gattung Culicoides, insbesondere Culicoides paraensis, übertragen. Auch andere Vektoren wie Stechmücken (z.B. Aedes spp.) können unter Umständen an der Übertragung beteiligt sein. Zudem wurden vereinzelt vertikale Übertragungen beschrieben.
Klinik
Nach Infektion mit dem Oropouche-Virus und einer Inkubationszeit von 4 bis 8 Tagen können plötzliches hohes Fieber, Kopfschmerzen, Myalgien, Arthralgien, Übelkeit und Erbrechen sowie Photophobie und retroorbitale Schmerzen auftreten.
Das Oropouche-Fieber ist den meisten Fällen selbstlimitierend und dauert 4 bis 7 Tage. Rezidive – meist innerhalb von zwei Wochen – sind häufig. Schwerwiegende Komplikationen wie Enzephalitis treten in Einzelfällen auf. 2024 wurden erstmals wenige Todesfälle dokumentiert.
Vertikale Übertragungen wurden mit schwerwiegenden Schwangerschaftskomplikationen in Verbindung gebracht, darunter Fehlgeburten, Totgeburten und kongenitale Anomalien wie Mikrozephalie und zystische Hirnläsionen.
Diagnostik
Die Diagnose erfolgt durch den Nachweis virusspezifischer RNA mittels RT-PCR. Serologische Tests (z.B. ELISA) können spezifische Antikörper gegen das Virus nachweisen.
Differentialdiagnosen
In Endemiegebieten muss das Oropouche-Fieber differentialdiagnostisch von Dengue-Fieber, Zika-Virus-Infektionen und anderen arboviralen Erkrankungen abgegrenzt werden.
Therapie
Eine spezifische antivirale Therapie existiert derzeit (2025) nicht. Die Behandlung ist symptomatisch und umfasst z.B. Antipyretika und Analgetika.
Prophylaxe
Eine Impfung gegen das Oropouche-Virus existiert bislang (2025) nicht. Präventionsmaßnahmen konzentrieren sich auf die Kontrolle der Überträgermücken.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Zhang Y et al.: Oropouche virus: A neglected global arboviral threat, Virus Research, Volume 341, 2024, 199318, ISSN 0168-1702
- ↑ Tilston-Lunel et al. Genetic analysis of members of the species Oropouche virus and identification of a novel M segment sequence. J Gen Virol. 2015 Jul;96(Pt 7):1636-50. doi: 10.1099/vir.0.000108. Epub 2015 Mar 3. PMID: 25735305; PMCID: PMC4635451.