Myzetom (Weichteile)
Englisch: mycetoma
Definition
Unter einem Myzetom versteht man eine durch Pilze oder Bakterien hervorgerufene, chronisch und progredient-destruktiv verlaufende, granulomatöse Entzündung.
Abgrenzung
Myzetome können auch in anderen Geweben (z.B. Lunge oder Nasennebenhöhlen) auftreten.
siehe auch: Myzetom
Epidemiologie
Die Erkrankung kommt weltweit vor. Endemische Gebiete sind tropische und subtropische Regionen, insbesondere in Indien, Afrika und Zentral- sowie Südamerika. In Brasilien und Mexiko überwiegt mit über 80 % die bakterielle Form, während im südlichen Sudan hauptsächlich Pilze ursächlich sind. Haupterkrankungsalter ist das 20. bis 40. Lebensjahr. Männer sind häufiger betroffen. Prädispositionsfaktoren sind:
- niedriger sozioökonomischer Status
- Exposition bei landwirtschaftlichen Tätigkeiten
- Fehlen protektiver Kleidung und Schuhe
Erreger
Ungefähr 50 % der Myzetome werden durch hyaline Schimmelpilze und Schwärzepilze (Dematiaceae) verursacht. Man spricht hierbei auch von einem Eumyzetom. Der häufigste Erreger ist Madurella mycetomatis, der zu einer Maduromykose (Madurafuß oder Mycetoma pedis) führt. Weitere Erreger sind:
- Phialophora verrucosa
- Pseudallescheria boydii
- Aspergillus flavus
- einige Pilze der Gattung Acremonium
Die andere Hälfte der Myzetome wird durch Aktinomyzeten hervorgerufen. Dabei handelt es sich pilzähnliche Bakterien. Die häufigsten Erreger eines Aktinomyzetoms sind Nocardia brasiliensis und Streptomyces somaliensis. Weitere Erreger sind Streptomyces madurae und Actinomadura-Spezies.
Pathogenese
Über kleine Verletzungen kommt es zu einer Inokulation der Saprophyten. 70 % aller Myzetome entfallen auf die Füße, wobei insbesondere Holzsplitter einen häufigen Übertragungsweg darstellen. Die anfängliche Infektion geht dann in eine chronische granulomatöse Entzündungsreaktion über, in deren Verlauf sich Abszesse entwickeln. Komplizierend kann es zu Superinfektionen oder Destruktion benachbarter knöcherner und viszeraler Strukturen kommen. In der Regel bleibt die Infektion lokal begrenzt, kann aber insbesondere bei Immunsupprimierten auch disseminieren und jedes beliebige Organ befallen
Symptome
Zwischen Infektion und den ersten Symptomen vergehen in der Regel mehrere Wochen bis Monate. Kurze Inkubationszeiten sind selten. Die Symptomatik variiert je nach Erreger:
- Ein durch Pilze hervorgerufenes Myzetom zeigt sich zu Beginn der Symptomatik durch nicht klar abgrenzbare Knötchen und Fisteln, die sich rasch über die Gliedmaße ausbreiten. In den Knötchen befindet sich Eiter, in dem sich kleine Körnchen befinden. Abhängig von der genauen Erregerart weisen die Körner verschiedene Farben auf. Meistens sind diese gelb oder weiß, seltener rot. Schwarze Körnchen kommen beim Eumyzetom nicht vor. Bereits recht früh im Krankheitsverlauf kommt es zum Befall der Knochen.
- Die bakterielle Form zeichnet sich durch klar abgrenzbare Knötchen aus. Die im Eiter befindlichen Körnchen sind schwarz oder weiß. Fisteln sind selten und die Knochen sind erst nach langem, unbehandeltem Verlauf betroffen.
Bei beiden Formen des Myzetoms kommt es zu starken Schwellungen der betroffenen Körperpartie.
Diagnose
- Klinische Untersuchung, Inspektion
- mikroskopische Untersuchung der Körnchen aus dem Eiter oder einem Biopsat
- Pilzkultur zur genauen Identifikation des Erregers
- Bildgebung: In der MRT zeigt sich in T2w-Sequenzen das " Dot in a circle sign": Eine kleine runde Hyperintensität (Granulationsgewebe), umgeben von einem Rand mit geringer Signalintensität (fibröse Septen) und mit zentralem hypointensem Punkt (Suszeptibilitätsartefakt durch die Pilze).
Therapie
Beim Eumyzetom kommen Antimykotika zum Einsatz. Besonders häufig werden Itraconazol oder Amphotericin B angewendet.
Das Aktinomyzetom wird mit Antibiotika therapiert. Führt die konservative Behandlung nicht zum Erfolg, reseziert man das betroffene Gewebe chirurgisch. Im Extremfall kommt es zur Amputation der infizierten Gliedmaße.
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