Myeloide Suppressorzelle
Englisch: myeloid-derived suppressor cell
Definition
Myeloide Suppressorzellen, kurz MDSCs, sind Zellen, die aus den myeloischen Stammzellen im Knochenmark hervorgehen und immunsuppressiv wirken. Sie werden u.a. bei Entzündungsreaktionen und Krebserkrankungen vermehrt gebildet und lassen sich im Tumorstroma nachweisen. Eine hohe Anzahl an MDSCs ist bei Tumorpatienten meist mit einer schlechteren Prognose vergesellschaftet.
Hintergrund
Die genaue Funktion von MDSCs ist bisher (2025) nicht abschließend verstanden. Obwohl ihre Rolle im Rahmen physiologischer Prozesse bei Schwangeren und Neugeborenen beschrieben wurde, wird die Funktion von MDSCs überwiegend als Folge einer pathologischen Aktivierung des myeloischen Systems verstanden.
Anders als bei einer physiologischen Immunantwort, bei der neutrophile Granulozyten und Monozyten rasch mobilisiert und aktiviert werden, kommt es bei MDSCs zu einem zweiphasigen Prozess. In der ersten Phase findet die Expansion und Konditionierung myeloider Zellen im Knochenmark und der Milz statt. In der zweiten Phase, die in peripheren Geweben abläuft, erfolgt die Umwandlung dieser Vorläufer in pathologisch aktivierte MDSCs mit immunsuppressiver Wirkung.
Das zentrale Merkmal von MDSCs ist ihre Fähigkeit, Immunreaktionen von T-Zellen, B-Zellen und natürlichen Killerzellen gezielt zu hemmen. Dabei nutzen sie unterschiedliche Mechanismen, wie z.B. reaktive Sauerstoffspezies (ROS), Stickstoffmonoxid (NO), IL-10, TGF-β und die Expression von Immuncheckpoint-Molekülen wie PD-L1.
Einteilung
Die MDSC werden anhand ihrer phänotypischen Ähnlichkeit unterschieden.
- M-MDSC (monozytäre MDSC) sind phänotypisch Monozyten ähnlich und wirken stark immunsuppressiv.
- PMN-MDSC (polymorphomukleäre MDSC) sind phänotypisch Granulozyten ähnlich. Sie sind weniger potent immunosuppressiv wie M-MDSC und nutzen andere Mechanismen.
- e-MDSC (early-stage MDSC) sind Vorläuferzellen von MDSC
Krebsforschung
Die Erstbeschreibung von MDSCs geschah im Rahmen der Krebsforschung. Im Tumor differenzieren MDSCs rasch zu Tumor-assoziierten Makrophagen sowie dendritischen Zellen und erhalten so ihre immunsuppressive Wirkung aufrecht. Sie erleichtern zudem die Bildung von Metastasen und die extravasale Migration zirkulierender Tumorzellen.
MDSC sind Forschungsgegenstand insbesondere bei folgenden Karzinomen:
Literatur
- Veglia et al.: Myeloid-derived suppressor cells in the era of increasing myeloid cell diversity. Nat Rev Immunol, 2021