Multi-Marker-Panel
Definition
Ein Multi-Marker-Panel ermöglicht die kombinierte Bestimmung mehrerer Biomarker in einem diagnostischen Testverfahren. Durch die gleichzeitige Analyse verschiedener Marker lässt sich oft eine höhere Sensitivität, Spezifität und Vorhersagekraft erreichen, als mit einem einzelnen Marker.
Hintergrund
Viele Erkrankungen, insbesondere in der Onkologie, Kardiologie und Neurologie, weisen komplexe pathophysiologische Prozesse auf, die sich nicht adäquat durch einen einzelnen Laborwert abbilden lassen. Klassische Beispiele sind Tumorerkrankungen, bei denen ein einzelner Tumormarker nur begrenzte Aussagekraft besitzt. Durch die Kombination mehrerer Marker können Krankheitsstadien differenzierter erfasst und therapeutische Entscheidungen besser unterstützt werden.
Funktionsweise
Ein Multi-Marker-Panel umfasst in der Regel eine definierte Auswahl von Proteinen, Enzymen, Metaboliten oder Genen, die parallel bestimmt werden. Dies kann durch verschiedene Methoden erfolgen, z.B. mit
- Immunoassays (z.B. ELISA, Multiplex-Assays)
- molekulargenetischen Verfahren (z.B. Multiplex-PCR, Next-Generation-Sequencing)
- Proteomik- und Metabolomik-Plattformen
Die Auswertung erfolgt meist über algorithmische Verfahren oder Scores, welche die einzelnen Marker wichten und in einen klinischen Kontext einordnen.
Klinische Anwendung
- Onkologie: Panels zur Früherkennung oder Therapieüberwachung (z.B. Tumormarker CEA und CA 19-9 bei kolorektalem Karzinom).
- Kardiologie: Kombination aus Troponin, BNP/NT-proBNP und weiteren Markern zur Risikoabschätzung bei akutem Koronarsyndrom oder Herzinsuffizienz.
- Neurologie: Multi-Marker-Panel zur Diagnostik neurodegenerativer Erkrankungen (z.B. Kombination aus Tau-Protein, Beta-Amyloid und Neurofilament-Light-Chain bei Demenzdiagnostik).
Vorteile
- Erhöhte diagnostische Genauigkeit
- Möglichkeit der Risikostratifizierung
- Bessere Prognoseeinschätzung
- Potenzial für personalisierte Therapieansätze
Limitationen
- Höhere Kosten und komplexere Laborlogistik
- Erhöhter Aufwand für Standardisierung und Validierung
- Risiko von Überdiagnostik oder falsch-positiven Befunden bei unspezifischen Markerprofilen
Literatur
- Drucker, E., & Krapfenbauer, K. (2013). Pitfalls and limitations in translation from biomarker discovery to clinical utility in predictive and personalised medicine. EPMA Journal, 4(1), 7.