Motorische Impersistenz
Englisch: motor impersistence
Definition
Motorische Impersistenz bezeichnet die Unfähigkeit, eine willentlich begonnene Bewegung oder Haltung über eine gewisse Zeitspanne aufrechtzuerhalten, obwohl Muskelkraft, Sensibilität und Koordination intakt sein können. Die Handlung wird korrekt initiiert, bricht jedoch nach kurzer Zeit unwillkürlich ab.
Hintergrund
Das Phänomen entsteht durch eine Störung bestimmter neuronaler Netzwerke, welche die fortlaufende Aufmerksamkeit und die Kontrolle motorischer Handlungen ermöglichen. Besonders betroffen sind Bereiche der rechten Großhirnhemisphäre, vor allem im frontalen und parietalen Kortex.[1] Eine Schädigung dieser Regionen führt dazu, dass begonnene Bewegungen nicht mehr dauerhaft überwacht und aufrechterhalten werden können.
Bei der Huntington-Krankheit steht die motorische Impersistenz im Zusammenhang mit der Degeneration und der gestörten Verbindung frontostriataler Netzwerke.
Klinik
Betroffene können einfache willkürliche Haltungen oder Bewegungen nur für kurze Zeit aufrechterhalten. Sie öffnen die Augen, obwohl sie sie geschlossen halten sollen, schließen den Mund, obwohl er offen bleiben sollte, oder ziehen die herausgestreckte Zunge rasch zurück. Auch der Blick lässt sich meist nicht über längere Zeit auf eine bestimmte Richtung fixieren. An den Händen zeigt sich häufig der Melkergriff, bei dem der Händedruck rhythmisch schwächer wird und wieder zunimmt.
Bei der Huntington-Krankheit führt motorische Impersistenz dazu, dass Betroffene auch ohne ausgeprägte Chorea häufig in Bewegung erscheinen, da willkürliche Haltungen nicht stabil gehalten werden können.[2]
Vorkommen
- Läsionen der rechten Hemisphäre: besonders nach Schlaganfällen mit Beteiligung frontaler oder parietaler Areale.
- Huntington-Krankheit: typisches klinisches Merkmal, häufig bereits im Frühstadium nachweisbar. Ausprägung nimmt im Krankheitsverlauf zu.
- Chorea minor
- Alzheimer-Krankheit: selten, meist im Zusammenhang mit dem allgemeinen Ausmaß der kognitiven Beeinträchtigung.[3]
- Schizophrenie: milde, unspezifische Formen vereinzelt beschrieben.[4]
Quellen
- ↑ Kertesz A et al. Motor impersistence: a right-hemisphere syndrome. Neurology. 1985
- ↑ Walker FO. Huntington’s disease. The Lancet. 2007
- ↑ Lopez OL et al. Motor impersistence in Alzheimer’s disease. Cortex. 1991
- ↑ Domrath RP. Motor Impersistence in Schizophrenia. Cortex. 1966