Megakolon (Hund)
Synonym: Megacolon
Englisch: megacolon
Definition
Als Megakolon bezeichnet man eine oft irreversible, mit geringer oder fehlender Kolonmotilität und chronischer Obstipation einhergehende Kolondilatation beim Hund.
Ätiologie
Ein Megakolon kommt nur selten vor. Die Erkrankung entsteht meist idiopathisch. Seltener tritt sie sekundär infolge eines akuten - häufiger aber durch ein chronisch-obstruktives Geschehen im Dickdarm auf. Ebenso können neuromuskuläre Kolonmotilitätsstörungen oder eine metabolische, entzündliche, endokrine, pharmakologische oder psychische Ursache zu einem sekundären Megakolon führen.
Beim idiopathischen Megakolon (tritt bereits bei Welpen und Junghunden auf) wird ein Innervationsdefizit vermutet. Das kongenitale Megakolen entwickelt sich infolge des Fehlens der Ganglienzellen im Kolon (Morbus Hirschsprung).
Pathogenese
Bei einem Megakolon kommt es zu einer massiven Überdehnung und gleichzeitig zur irreversiblen Degeneration der glatten Muskulatur des Dickdarms sowie der Ganglienzellen. In weiterer Folge vergrößert sich der Durchmesser des Kolons auf das 1,5fache der Länge des Wirbelkörpers von L7.
Klinik
Ein sekundäres oder auch idiopathisches Megakolon kann monate- bis jahrelang asymptomatisch bleiben oder sich in nur unspezifischen Symptomen bemerkbar machen. Die Erkrankung wird von den meisten Besitzern anfänglich nicht bemerkt oder mit Hausmitteln behandelt. Betroffene Tiere fallen besonders durch seltener Kotabsatz mit hochgradiger Kotansammlung und massiver Kolondilatation auf. Es kann zu einer deutlichen Abdomenerweiterung kommen, die als aufgetriebenes Abdomen beschrieben wird. Letztere wird oftmals auch durch einen prästenotischen Meteorismus verstärkt.
Palpatorisch kann meist eine plastisch weiche Kotansammlung ertastet werden, die den gesamten Beckenkanal ausfüllt. Im Rektum sind oft keine Kotmassen anzutreffen. Zu Beginn der Krankheit kann der Kotabsatz beim sekundären Megakolon mit Dyschezie verbunden sein. Im späteren Verlauf wird der Kotabsatz wegen Kolonatonie immer seltener und in fortgeschrittenen Fällen stellen sich Anorexie, Erbrechen, Apathie und Abmagerung ein.
Differenzialdiagnosen
Das Megakolon muss differenzialdiagnostisch von einer reversiblen Kolondilatation (aufgrund einer Obstipation), einer Kolondilatation aufgrund Neoplasie sowie einer Invagination abgegrenzt werden.
Diagnose
Die Diagnosestellung erfolgt anamnestisch sowie palpatorisch im Zuge der klinischen Untersuchung. Um mögliche Differenzialdiagnosen ausschließen zu können, sollte eine Abdomenübersichtsaufnahme angefertigt werden (massiv dilatiertes, mit Fäzes angefülltes Kolon). Bei einem idiopathischen Megakolon fehlen Anzeichen einer mechanischen Kotabsatzbehinderung sowie Hinweise auf eine die Defäkation erschwerende neuromuskuläre Grundkrankheit.
Therapie
Betroffene Hunde sind mittels Infusionstherapie zu rehydratisieren oder gar leicht überzuinfundieren. Parallel dazu sollte die angestaute Fäzes aus dem dilatierten Kolon konservativ entfernt werden. Da dies nur in den seltensten Fällen möglich ist, muss beim sekundären Megakolon meist eine Enterotomie durchgeführt und der eingedickte Kot zur eröffneten Stelle ausmassiert werden. Sowohl beim idiopathischen als auch beim stark dilatierten sekundären Megakolon macht die Enterotomie wenig Sinn, da keine Besserung zu erwarten ist. Hier ist eine subtotale Kolektomie indiziert, die jedoch von Hunden nur selten toleriert wird.
Neben einer chirurgischen Therapie müssen auch immer engmaschige Kontrollen durchgeführt sowie diätetische Maßnahmen getroffen werden, um Rezidive zu vermeiden. Um das Volumen der Fäzes so gering wie möglich zu halten, wird eine ballaststoffarme, gut verdauliche Diät empfohlen.
Prognose
Die Prognose ist bei sekundärem Megakolon abhängig von der Grunderkrankung. Bei einer idiopathischen sowie sekundären Erkrankung mit atonischem Kolon ist die Prognose hingegen ungünstig.
Literatur
- Hans G. Niemand (Begründer), Peter F. Suter, Barbara Kohn, Günter Schwarz (Herausgeber). Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, 2012.
- Theresa Welch Fossum. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. Urban & Fischer-Verlag, 2009.
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