Maximale Amplitude (Thrombelastometrie)
Englisch: maximum amplitude
Definition
Die maximale Amplitude, kurz MA, ist ein Parameter der Thrombelastometrie bzw. Thrombelastographie. Sie beschreibt die größte gemessene Festigkeit des gebildeten Gerinnsels während der Messung und ist ein Maß für die maximale Interaktion von Fibrin, Thrombozyten und anderen plasmatischen Komponenten im Gerinnsel.
Hintergrund
Die Gerinnselstabilität wird in der Thrombelastometrie maßgeblich durch die Thrombozytenfunktion (etwa 80 %) und die Fibrinpolymerisation (etwa 20 %) bestimmt. Ein erniedrigter MA-Wert weist typischerweise auf quantitative oder qualitative Thrombozytendefekte oder auf einen Fibrinogenmangel hin. Ein erhöhter MA-Wert kann bei Hyperkoagulabilität auftreten (z.B. bei Thrombophilie oder in der Schwangerschaft). Auch systemische Entzündungen, Malignome oder eine postoperative Reaktivierung der Hämostase können den MA-Wert erhöhen. In der Point-of-Care-Diagnostik wird der MA-Wert häufig zusammen mit FIBTEM- oder PlateletMapping-Assays interpretiert, um den Beitrag von Thrombozyten und Fibrin getrennt zu beurteilen.
Referenzbereich
Die Referenzwerte sind methodenabhängig. Bei der TEG® liegen sie häufig zwischen 50 und 70 mm.
Interpretation
- Niedrig (< Normbereich):
- Erhöht (> Normbereich):
- Hyperkoagulabilität (z.B. Thrombophilie, Schwangerschaft, entzündliche Zustände)
Klinische Bedeutung
Der MA-Wert ist einer der wichtigsten Parameter zur Einschätzung der Gerinnselstabilität in der Akutmedizin. Ein erniedrigter Wert weist auf die Notwendigkeit von Substitutionen (Thrombozytenkonzentrate, Fibrinogen) hin, während ein erhöhter Wert ein erhöhtes thromboembolisches Risiko anzeigt.
Literatur
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