Maralixibat
Handelsname(n): Livmarli®
Englisch: maralixibat
Definition
Maralixibat ist ein Arzneistoff zur Behandlung des cholestatischen Pruritus als Folge des Alagille-Syndroms. Der Wirkstoff hemmt natriumabhängige Gallensäuretransporter in Enterozyten des Ileums.
Chemie
Maralixibat besteht aus einem stickstoffhaltigen, zyklischen Kohlenwasserstoffgerüst (1,2-Diazabicyclo[2.2.2]octan) und einem schwefelhaltigen, substitierten Ringsystem (1,1-dioxo-1,5-dihydro-2H-1λ6-Benzothiepin-4-ol). Die beiden Ringsysteme sind durch eine Phenyl-Methyl-methoxyether-Kette verknüpft.
Wegen seines hohen Molekulargewichts verletzt es Lipinski's rule of five, wird aber trotzdem oral eingenommen. Da der Wirkort im Darmlumen liegt, ist es nicht erforderlich, dass der Wirkstoff in ausreichendem Maß resorbiert wird.
Das Molekulargewicht beträgt 675 g/mol; die Summenformel lautet C40H57N3O4S. Pharmazeutisch wird es in Form seines Hydrochlorids eingesetzt.[1]
Wirkmechanismus
Grund für den cholestatischen Pruritus ist die Anreicherung von Gallensäuren im Blut. Gallensäuren unterliegen dem enterohepatischen Kreislauf, in dessen Rahmen sie im Darm durch Gallensäuretransporter resorbiert und ins Blut abgegeben werden.
Maralixibat hemmt den apikalen natriumabhängigen Gallensäurentransporter (ASBT) in ilealen Enterozyten (IBAT). Hierdurch können die Gallensäuren nicht mehr bzw. nur vermindertem Ausmaß rückresorbiert werden, wodurch ihre Konzentration im Blut sinkt.[2]
Pharmakokinetik
Die Resorption von Maralixibat liegt bei unter 1%. Da der Wirkort im Darmlumen liegt, liegen am Wirkort dennoch ausreichend hohe Konzentrationen vor. Aus diesem Grund erfolgt in vivo keine Verteilung oder Verstoffwechselung des Arzneistoffes im Körper.[2]
Indikation
- Cholestatischer Pruritus bei Patienten mit Alagille-Syndrom (ALGS) ab einem Alter von zwei Monaten [2]
Darreichungsform
Maralixibat ist als Lösung zum Einnehmen verfügbar. Diese Flüssigkeit weist eine hellgelbe Farbe auf.
Dosierung
Die Anfangsdosis beträgt 190 µg/kgKG einmal täglich und wird nach einer Woche auf die Erhaltungsdosis von 380 µg/kgKG einmal täglich erhöht. Bei Unverträglichkeit kann die Dosis auf die Anfangsdosis reduziert werden.
Die maximale Dosis beträgt 28,5 mg (3 ml der Lösung). Tritt nach 3 Monaten Behandlung kein Erfolg ein, sollte eine Behandlungsalternative erwogen werden.[2]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- Durchfall, Dehydratation
- Abdominalschmerz
- Erhöhung der ALT
Wechselwirkungen
Da die Wirkung von Maralixibat auf der Unterbrechung des enterohepatischen Kreislaufes beruht, können Erkankungen, Eingriffe und Arzneimittel mit Einfluss auf den enterohepatischen Kreislauf oder die gastrointestinale Mobilität die Wirksamkeit des Arzneimittels beeinflussen.
Die Einschränkung des enterohepatischen Kreislaufes kann die Resorption der fettlöslichen Vitamine verringern. Aus diesem Grund sollten die Spiegel der Vitamine A, D, E und K überwacht werden.
In vitro ist Maralixibat ein Inhibitor von OATP2B1 und CYP3A4. Arzneistoffe, die über diese Enzyme verstoffwechselt werden, können evtl. in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigt sein. Klinische Studien hierzu liegen nicht vor.
Maralixibat könnte die Resorption von Ursodeoxycholsäure verringern, auch wenn hierzu keine klinischen Studien vorgenommen wurden.[2]
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
Zulassung
Die Zulassung in der Europäischen Union erfolgte im Jahr 2022.