Maedi-Visna-Virus
von isländisch: mæði ("maedi") - Atemnot, visna - verwelken
Synonyme: Visna-Maedi-Virus, MVV, Visna-Lentivirus
Definition
Das Maedi-Visna-Virus, kurz MVV, ist ein RNA-Virus, das zur Familie der Retroviren gehört. Bei Schafen verursacht es die Krankheit Maedi-Visna.
Taxonomie
- Bereich: Riboviria
- Reich: Pararnavirae
- Phylum: Artverviricota
- Klasse: Revtraviricetes
- Ordnung: Ortervirales
- Familie: Retroviridae
- Gattung: Lentivirus
- Art: Maedi-Visna-Virus
- Gattung: Lentivirus
- Familie: Retroviridae
- Ordnung: Ortervirales
- Klasse: Revtraviricetes
- Phylum: Artverviricota
- Reich: Pararnavirae
Das MVV ist mit dem HI-Virus des Menschen und dem Caprinen Arthritis-Enzephalitis-Virus (CAEV) der Ziegen verwandt. Teilweise werden MVV und CAEV unter dem Begriff "Small Ruminant Lentivirus" (SRLV) zusammengefasst.[1]
Vorkommen
Nachweis
Methode der Wahl zum Nachweis einer Infektion ist der Antikörpernachweis in Serum oder Milch. Aufgrund der lebenslangen Erregerpersistenz gelten seropositive Tiere als infiziert und potenzielle Virusausscheider. Übliche Testverfahren sind ELISA, Agar-Gel-Immundiffusionstest (AGID) und Western-Blot. Wiederholungsuntersuchungen auf Herdenbasis werden empfohlen, da serologische Reaktionen erst verzögert auftreten können.
Der direkte Erregernachweis mittels PCR ist ebenfalls möglich. Die PCR kann bereits vor Serokonversion positiv sein. Aufgrund der genetischen Variabilität der SRLV besteht jedoch die Gefahr falsch-negativer Ergebnisse, weshalb die Methode vor allem ergänzend eingesetzt wird.
Die Virusanzüchtung aus Organmaterial ist möglich, aber aufwendig und wird routinemäßig nicht durchgeführt.
Übertragung
Hauptinfektionsquelle sind infizierte Mutterschafe, die das Virus über Kolostrum und Milch auf ihre Lämmer übertragen. Eine transplazentare Infektion gilt als unwahrscheinlich.
Eine Ansteckung über virushaltiges Nasensekret, Blut oder Sperma (eher unbedeutend) ist ebenfalls möglich. Horizontale Übertragungen sind insbesondere bei engem, langanhaltendem Tierkontakt – etwa in Winterstallhaltung – beschrieben, wobei vor allem respiratorische Sekrete beteiligt sind.[4]
Virusreservoir sind klinisch inapparent infizierte Schafe, die lebenslang Träger bleiben. Darüber hinaus wird eine rassespezifische Empfänglichkeit (z.B. bei Texel-Schafen) vermutet.
Eine natürliche Übertragung auf Ziegen ist unwahrscheinlich, kann aber nicht ausgeschlossen werden.
Pathogenitätsfaktoren
Das MVV hat einen Tropismus für Monozyten und Makrophagen. Das Virus integriert seine provirale DNA in die Monozyten von Blut und Knochenmark und verbleibt dort lebenslang. In diesen Zellen ist die Virusexpression zunächst unterdrückt. Nach dem Übertritt der Monozyten in Gewebe und ihrer Differenzierung zu Makrophagen beginnt die Virusreplikation („Trojanisches-Pferd-Mechanismus“). Da das Immunsystem das Virus nicht eliminieren kann, entsteht eine chronische Infektion.
Literatur
- Selbitz et al., Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre, 11. Auflage, 2023
- Ackermann, Virus-Handbuch für Veterinärmediziner, 2013, UTB
- Durchführungsverordnung (EU) 2018/1882 der Kommission vom 3. Dezember 2018, abgerufen am 29.10.2025
- Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten, abgerufen am 29.10.2025
Quellen
- ↑ Tierseuchenkasse Mecklenburg-Vorpommern: Programm zur Bekämpfung von Maedi-Visna bei Schafen und Caprine Arthritis-Enzephalitis bei Ziegen, abgerufen am 29.10.2025
- ↑ Merck Veterinary Manual: Lentivirus Pneumonia in Sheep and Goats, abgerufen am 29.10.2025
- ↑ Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (Schweiz): Visna-Maedi, abgerufen am 29.10.2025
- ↑ Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz: Merkblatt Maedi-Visna der Schafe, abgerufen am 29.10.2025