Maedi-Visna
von isländisch: mæði ("maedi") - Atemnot, visna - verwelken
Synonym: Visna-Maedi
Definition
Maedi-Visna ist eine chronische Virusinfektion bei Schafen, die durch das Maedi-Visna-Virus (MVV) verursacht wird. Die Erkrankung ist durch respiratorische Symptome ("Maedi") sowie neurologische Ausfälle ("Visna") gekennzeichnet und verläuft in der Regel langsam progredient. Eine Heilung ist nicht möglich.
Epidemiologie
Maedi-Visna ist weltweit verbreitet, mit Ausnahme von Australien und Neuseeland. Die Prävalenz schwankt regional und liegt zwischen unter 10 % und bis zu 50 %. In Deutschland ist Maedi-Visna eine meldepflichtige Tierseuche.
Ätiopathogenese
Maedi-Visna wird durch das MVV verursacht, das meist über Kolostrum und Milch von infizierten Mutterschafen auf ihre Lämmer übertragen wird. Das Virus persistiert nach Integration der proviralen DNA lebenslang in Monozyten. Erst nach Differenzierung zu Makrophagen wird die Virusreplikation aktiviert. Die chronische Infektion führt zu entzündlichen Veränderungen der Lunge, des ZNS, der Gelenke und des Euters.
Klinik
Die Inkubationszeit beträgt meist mehrere Jahre. Erste Symptome treten in der Regel erst ab dem 2. Lebensjahr auf, häufig zwischen dem 4. und 5. Lebensjahr.
Respiratorische Form („Maedi“)
- chronischer trockener Husten
- Nasenausfluss (serös bis schleimig)
- Dyspnoe, gestreckte Kopfhaltung
- Gewichtsverlust trotz erhaltener Futteraufnahme
Neurologische Form („Visna“)
- Ataxie, Lahmheiten, Schwäche der Hinterbeine
- Schiefhaltung des Kopfes
- fortschreitende Paresen bis zur vollständigen Lähmung
- Festliegen bei erhaltener Fresslust
Weitere Verlaufsformen
- chronische Polyarthritis (v.a. Karpalgelenke)
- indurative Mastitis mit Leistungsabfall
Diagnostik
Indirekter Erregernachweis
Der Nachweis erfolgt bevorzugt serologisch im Serum oder in der Milch:
Seropositive Tiere gelten als infiziert. Wiederholungsuntersuchungen sind sinnvoll, da die Serokonversion verzögert eintreten kann.
Direkter Erregernachweis
Die PCR erlaubt den frühzeitigen Erregernachweis, auch vor Serokonversion. Aufgrund der genetischen Variabilität der SRLV ist sie jedoch anfällig für falsch-negative Befunde. Eine Virusanzüchtung ist möglich, aber aufwendig und wird nicht routinemäßig durchgeführt.
Therapie
Eine kausale Therapie existiert nicht. Infizierte Tiere bleiben lebenslang Virusträger.
Prognose
Die Erkrankung ist nicht heilbar und verläuft chronisch-progredient. Betroffene Tiere zeigen irreversible Leistungseinbußen.
Prävention
Zur Prävention von Maedi-Visna sind die Teilnahme an freiwilligen Sanierungsprogrammen, regelmäßige serologische Herdenuntersuchungen sowie die Eliminierung seropositiver Tiere entscheidend. Lämmer sollten unmittelbar nach der Geburt von infizierten Muttertieren getrennt werden, um eine Übertragung über Kolostrum oder Milch zu verhindern. Zusätzlich sind Zukaufstiere serologisch zu untersuchen, um eine Einschleppung des Virus in gesunde Bestände zu vermeiden.
Meldepflicht
In Deutschland ist Maedi-Visna gemäß der Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten meldepflichtig.
Literatur
- Tierseuchenkasse Mecklenburg-Vorpommern: Programm zur Bekämpfung von Maedi-Visna, abgerufen am 29.10.2025
- Merck Veterinary Manual: Lentivirus Pneumonia in Sheep and Goats, abgerufen am 29.10.2025
- Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (CH): Visna-Maedi, abgerufen am 29.10.2025
- Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz: Merkblatt Maedi-Visna der Schafe, abgerufen am 29.10.2025
- Selbitz H.-J. et al.: Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre, 11. Aufl., 2023
- Ackermann M.: Virus-Handbuch für Veterinärmediziner, UTB, 2013