Lymphsystem der Lunge
Definition
Als Lymphsystem der Lunge werden die Lymphgefäße der Lunge und die zugehörigen Lymphknoten zusammengefasst.
Anatomie
Jedes Lungensegment weist eine eigene Lymphdrainage auf, wobei zwei verschiedene Lymphsysteme unterschieden werden:
- tiefes (oder zentrales) Netzwerk: Lymphgefäße beginnen im Bindegewebe der Bronchioli terminales und begleiten die Bronchien und Arterien. Regionale Lymphknoten sind die bronchopulmonalen Lymphknoten in den Aufzweigungen des Tracheobronchialbaums.
- oberflächliches (oder peripheres) Netzwerk: Beginnt in der Subserosa und begleitet die intersegmentalen und interlobären Venen im Bindegewebe. Regionale Lymphknoten sind die oberen und unteren tracheobronchialen Lymphknoten.
Beide Systeme kommunizieren pleuranah miteinander, wobei die Lymphe vom tiefen zum oberflächlichen System abfließt.
Die Oberlappen (außer Lingula) drainieren zu den oberen tracheobronchialen Lymphknoten. Die Lymphe des Mittellappens und des lateroventralen Teils des rechten Unterlappens fließt in die bronchopulmonalen Lymphknoten zwischen Mittel- und Unterlappenbronchus ab. Die Lingula und die lateralen Anteile des Unterlappens drainieren in die bronchopulmonalen Lymphknoten zwischen Ober- und Unterlappenbronchus. Die medialen und dorsalen Anteile beider Unterlappen drainieren zu den unteren paratrachealen Lymphknoten. Außerdem drainieren die Unterlappen in paraösophageale Lymphknoten. Die basale Lungenoberfläche wird zu Lymphknoten im Ligamentum pulmonale geleitet, die mit subdiaphragmalen Lymphknoten in Verbindung stehen.
Das oberflächliche System kann seltener auch direkt in die mediastinalen Lymphknoten drainieren. Beispielsweise kann der obere Teil des rechten Oberlappens in die Lymphknoten am Azygosbogen, der des linken Oberlappens zu den Lymphknoten des Ligamentum arteriosum drainieren. Die Lymphe der bronchopulmonalen Lymphknoten verläuft direkt oder über die tracheobronchialen Lymphknoten zu den paratrachealen Lymphkoten.
Weiterhin ist eine Kreuzung zur Gegenseite möglich, z.B. vom linken Unterlappen über untere tracheobronchiale und subcarinale Lymphknoten zur rechten Seite. Selten ist eine direkte Drainage von rechts basal in den Ductus thoracicus. Dies erklärt eine systemische hämatogene Metastasierung ohne lokale Lymphknotenmetastasen.
Thorakale Lymphknotenstationen
Eine einheitliche Nomenklatur der thorakalen Lymphknotenstationen ist insbesondere beim onkologischen Staging von Bedeutung. Verwendet wird u.a. das modifizierte Naruke-Schema, veröffentlicht von AJCC und UICC:
Obere mediastinale Lymphknoten
- Station 1: Höchste mediastinale Lymphknoten - rechts oder links von der Mittellinie der Trachea, jeweils oberhalb des Oberrandes der Vena brachiocephalica sinistra
- Station 2: obere paratracheale Lymphknoten - rechts oder links von der Mittellinie der Trachea, anschließend an untere Grenze der Gruppe 1 bis zum Scheitelpunkt des Aortenbogens
- Station 3: prävaskuläre (3a) und retroösophageale Lymphknoten (3b)
- Station 4: untere paratracheale Lymphknoten - rechts bzw. links von der Mittellinie der Trachea zwischen einer horizontalen Linie tangential zum Aortenbogenscheitel und einer Linie durch den rechten bzw. linken Hauptbronchus in Höhe des Oberrandes des rechten bzw. linken Oberlappenbronchus
Aortale Lymphknoten
- Station 5: subaortale Lymphknoten - lateral des Ligamentum arteriosum, der Aorta oder der linken Pulmonalarterie proximal ihres ersten Astes
- Station 6: anteriore mediastinale Lymphknoten - anterior und lateral der Aorta ascendens oder des Truncus brachiocephalicus
Untere mediastinale Lymphknoten
- Station 7: subcarinale Lymphknoten - unterhalb der Carina ohne Kontakt zu Unterlappenbronchien oder -arterien
- Station 8: paraösophageale Lymphknoten - an der Wand des Ösophagus (außer Gruppe 7)
- Station 9: Lymphknoten des Ligamentum pulmonale - incl. Lymphknoten in Hinterwand und unterem Abschnitt der unteren Lungenvene
N1-Lymphknoten
- Station 10: hiläre Lymphknoten - proximale lobäre Lymphknoten und rechts auch am Bronchus intermedius
- Station 11: interlobäre Lymphknoten - zwischen den Lappenbronchien
- Station 12: lobäre Lymphknoten - an distalen Lappenbronchien
- Station 13: segmentäre Lymphknoten - an Segmentbronchien
- Station 14: subsegmentale und subdiaphragmale Lymphknoten - um die subsegmentalen Bronchien und parakardial mit maximal 2 cm Abstand zum Diaphragma
Radiologie
Eine Verdickung der Interlobulärsepten durch ein Ödem mit Erweiterung der septalen Lymphbahnen manifestiert sich im Röntgen-Thorax in Form von Kerley-A- und Kerley-B-Linien.
Eine Hilusvergrößerung im Röntgen-Thorax kann durch Lymphknoten der Station 10 und 11 entstehen. Einer Verschattung des aortopulmonalen Fensters kann eine Lymphadenopathie der Gruppe 5 zugrunde liegen. Bei einer Auspreizung der Carina tracheae muss an eine Vergrößerung der subcarinalen Lymphknoten (Station 7) gedacht werden, bei eine Verbreiterung des Paratrachealstreifens an eine Lymphadenopathie der Gruppe 2.
Als Grenzwerte gelten folgende Durchmesser in der kurzen Achse:
- bis 7 mm (Gruppe 2)
- bis 15 mm (Gruppe 7)
- bis 10 mm (restliche Gruppen)
um diese Funktion zu nutzen.