Liebstöckel
Synonyme: Gichtstock, Labstock, Liebstengel, Liebstock, Lippstock, Maggikraut u.a.
Handelsnamen: Canephron Uno®
Englisch: lovage
Definition
Der Liebstöckel ist eine ausdauernde krautige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Die Pflanze findet sowohl als Gewürz, als auch als Arzneipflanze Verwendung. In der Pharmazie werden als Droge die getrockneten unterirdischen Teile, bestehend aus dem Wurzelstock und den Wurzeln (Liebstöckelwurzel - Levistici radix) verwendet. Die Droge des Handels stammt aus Kulturen in Thüringen, Polen, Holland und einigen Balkanstaaten.
Botanik
Liebstöckel ist eine ausdauernde Pflanze, die bis zu 2,5 Meter hoch werden kann. Sie bildet eine kräftige, verzweigte Sprossachse und eine dicke Pfahlwurzel. Die Blätter sind groß, gefiedert und erinnern in ihrer Form an Sellerie. Sie sind dunkelgrün, glänzend und haben einen charakteristischen, intensiven Geruch. Die Blüten sind klein, gelblich-grün und in großen Dolden angeordnet. Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Die Früchte sind kleine, trockene Spaltfrüchte (Schizocarpe), die in zwei Teilfrüchte zerfallen. Die Samen sind braun und elliptisch.
Inhaltsstoffe
Liebstöckel enthält etwa 0,4 bis 1,7 % ätherisches Öl, ermittelt durch die Neoclevenger-Methode, mit bis zu 70 % Alkylphthaliden. Die Hauptkomponente ist Z-Ligustilid, daneben kommen E-Ligustilid, 3-Butylphthalid sowie E- und Z-Butylidenphthalid vor. Der Anteil der Phthalide variiert je nach Gewinnungsmethode. Der Gehalt an ätherischem Öl und Ligustilid ist während der Fruchtbildung am niedrigsten (3,8 % bzw. 1,2 %) und in der vegetativen sowie alternden Phase am höchsten (4,1 bis 4,8 % bzw. 1,94 bis 2,46 %). Weitere wichtige Bestandteile des ätherischen Öls sind Sotolon, α- und β-Pinen, β-Phellandren sowie Pentylcyclohexadien.
Ebenso ist Cumarin mit 0,1 % enthalten, für gewöhnlich bestimmt durch photometrische Messung. Der Cumaringehalt variiert je nach Wachstumsstadium: im Knospenstadium beträgt er 4,3 %, am Ende der Wachstumsperiode 3,2 %. Zu den Cumarinen gehören Cumarin und Umbelliferon sowie die Furanocumarine Bergapten und Psoralen.
Zusätzlich enthält die Pflanze 0,06 % des Polyacetylenes (+)-Falcarindiol, bestimmt durch 1H-NMR-spektroskopische Analyse.
Anwendungsgebiete
Die Liebstöckelwurzel findet traditionell Anwendung in der Phytotherapie. Das HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) stuft die Liebstöckelwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel ein, basierend auf langjähriger Erfahrung. Bei leichten Harnwegsbeschwerden wird empfohlen, die Liebstöckelwurzel zur Erhöhung der Harnmenge und zur Durchspülung der Harnwege einzusetzen. Die ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) hat die Liebstöckelwurzel bisher nicht bearbeitet. Die Kommission E empfiehlt sie zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege sowie zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß.
Die Liebstöckelwurzel ist in verschiedenen Darreichungsformen als pflanzliches Arzneimittel erhältlich, darunter geschnittene Wurzel zur Teezubereitung, pulverisierte Wurzel in Dragees und wässrige Extrakte in Tropfen. Die Dosierung ist abhängig von der Darreichungsform und sollte bei Fertigarzneimitteln gemäß der Packungsbeilage erfolgen.
Für die Zubereitung eines Teeaufgusses werden 1,5 bis 3 Gramm fein geschnittene oder grob pulverisierte Liebstöckelwurzel mit etwa 150 Millilitern kochendem Wasser übergossen und 10 bis 15 Minuten ziehen gelassen. Anschließend wird der Aufguss abgeseiht. Dabei wird empfohlen, zwei- bis dreimal täglich eine Tasse Liebstöckeltee zu trinken. Die Tagesdosis beträgt 4 bis 6 Gramm der Droge.
Trivia
Liebstöckel wurde in der Volksmedizin lange Zeit als Aphrodisiakum und zur Herstellung von Liebeszaubern verwendet.
um diese Funktion zu nutzen.