Kieferluxation (Katze)
Synonym: Kiefergelenkluxation
Englisch: Englisch: luxation of the temporomandibular joint
Definition
Unter einer Kieferluxation bzw. Kiefergelenkluxation versteht man eine Verrenkung des Unterkiefers (Mandibula) bei der Katze, die zu einer Kiefersperre führt.
Ätiologie
Kieferluxationen sind nahezu immer traumatisch bedingt (z.B. Autounfall).
Pathogenese
Bei einer Kieferluxation nach rostrodorsal verkeilt sich der Processus condylaris mandibulae oberhalb der Eminentia articularis der Kiefergelenkpfanne. Bei einer nach kaudoventral gerichteten Luxation liegt der Processus condylaris mandibulae hinter der Kiefergelenkpfanne, wobei häufig auch gleichzeitig der Processus retroarticularis der Kiefergelenkpfanne frakturiert.
Die Läsionen können entweder ein- oder auch beidseitig auftreten.
Klinik
Durch die Dislokation des Unterkiefers nach rostral liegen die Eckzähne des Unterkiefers sichtbar vor den Eckzähnen des Oberkiefers. Eine Luxation nach kaudoventral hingegen zeigt ein gegengleiches Bild, sodass der Unterkiefer deutlich nach kaudal verschoben ist.
Diagnose
Die Diagnose wird anhand der Anamnese, der klinischen Untersuchung und durch die typische Klinik (Kiefersperre) gestellt. Um das gesamte Ausmaß der Verletzung abschätzen zu können, sind Röntgenaufnahmen indiziert.
Therapie
In den meisten Fällen ist eine gedeckte Reposition möglich, die – abhängig von der Art der Luxation – unterschiedlich durchgeführt wird. Die Katzen befinden sich dabei in Allgemeinanästhesie.
Bei rostrodorsalen Luxationen wird eine kleine Einwegspritze oder ein hexagonaler Bleistift wie ein Hypomochlion quer zwischen die Reißzähne gelegt. Der Ober- sowie Unterkiefer werden dann mit zwei Fingern rostral zusammengedrückt und der Unterkiefer durch Drehbewegung am Hypomochlion ein Stück nach vorne bewegt. Durch dieses Manöver löst sich die Kiefergelenkwalze aus der Verkeilung und kann anschließend wieder in die Gelenkpfanne reponiert werden.
Bei einer kaudoventralen Luxation wird der Unterkiefer ebenfalls nach vorne bewegt. Durch den physiologischen Tonus der Kaumuskulatur wird die Gelenkrolle wieder in die Pfanne gehoben. Diese Repositionstechnik kann allerdings nur bei frakturfreien Luxationen durchgeführt werden. Liegt jedoch eine Fraktur des Processus retroarticularis vor, kommt es immer wieder zu einer Dislokation der reponierten Gelenkwalze nach kaudal. Bei diesen Katzen muss initial eine indirekte Immobilisierung des reponierten Kiefergelenks für etwa 7 bis 12 Tage mittels Verblockung der Ober- und Unterkiefereckzähne mit einer Compositbrücke erfolgen. Alternativ können die Lippen mittels Einzelknöpfen verschlossen werden, sodass eine Ruhigstellung der Kiefergelenksfrakturen gewährleistet werden kann.
Literatur
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7
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