Infizierte Osteoradionekrose
Definition
Bei der infizierten Osteoradionekrose, kurz IORN, handelt es sich um eine schwere Spätkomplikation einer Strahlentherapie im Kopf-/ Halsbereich. Die Erkrankung ist durch Nekrosen des Kieferknochens sowie Superinfektionen durch ortsständige Keime der Mundhöhle gekennzeichnet.
Epidemiologie
Die Prävalenz der infizierten Osteoradionekrose liegt zwischen 0 und 23 %. Am häufigsten ist die Erkrankung im Unterkiefer lokalisiert.
Risikofaktoren
Bekannte Risikofaktoren der IORN sind:
- männliches Geschlecht
- schlechte Mundhygiene oder Zahnpflege
- Prothesendruckstellen
- bestimmte Tumorlokalisationen (z.B. Mundhöhlenkarzinome an Zunge, Unterkieferalveolarkamm, Mundboden oder retromolar)
- Alkohol- oder Nikotinabusus
- Tumorresektion mit Osteotomie
- periradiotherapeutische zahnmedizinische Eingriffe (z.B. Zahnextraktion)
Ätiopathogenese
Ursächlich für die Entstehung einer infizierten Osteoradionekrose ist der Einsatz von hochenergetischer Strahlung im Kopf- bzw. Halsbereich zur Behandlung von Tumorerkrankungen. Die Bestrahlung führt zur Devaskularisation und Devitalisierung des Kieferknochens und zur Ausbildung von Nekrosen. Darüber hinaus kommt es durch ortsständige Keime der Mundhöhle zu einer Superinfektion.
Klinik
Leitsymptom ist ein über 3 Monate inspektorisch oder sondenpalpatorisch freiliegender avitaler Kieferknochen nach Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich.
Weitere Symptome sind beispielsweise:
- Schmerz
- enorale Ulzerationen der Schleimhaut
- Schwellung
- Sequestration
- Foetor ex ore
- Fistelbildung
- Funktionsstörungen (z.B. Sensibilitätsstörung, Trismus, Okklusionsstörung)
- erhöhte Zahnmobilität
Diagnostik
Zur Früherkennung wird eine regelmäßige orale Inspektion empfohlen. Die Diagnose wird anhand der typischen Anamnese und der klinischen Befunde sowie mithilfe bildgebender Verfahren gestellt. Zudem sollte bei Verdacht auf eine infizierte Osteoradionekrose eine histologische Sicherung durchgeführt werden, um ein Tumorrezidiv auszuschließen.
Therapie
Die Behandlung der infizierten Osteoradionekrose unterscheidet sich je nach Ausmaß der Erkrankung. Umschriebene Befunde können durch konservative Therapieverfahren wie beispielsweise lokale antiseptische Maßnahmen bzw. Schmerztherapien behandelt werden. Fortgeschrittene Osteoradionekrosen erfordern hingegen eine zeitnahe chirurgische Sanierung.
Literatur
- AWMF - S2k-Leitlinie: Infizierte Osteoradionekrose (IORN) der Kiefer (2025), abgerufen am 28.11.2025