Retikulozytenreifeindex
Synonyme: IRF, IRF-Wert, RMI
Englisch: immature reticulocyte fraction, IRF, reticulocyte maturity index, RMI
Definition
Der Retikulozytenreifeindex ist ein Laborparameter, der den Anteil unreifer Retikulozyten im Blut angibt. Er ist das Verhältnis aus unreifen Retikulozyten zu Gesamtretikulozyten.
Methode
Die Bestimmung des Retikulozytenreifeindex beruht auf der Tatsache, dass der RNA-Gehalt der Retikulozyten bei ihrer Reifung zu Erythrozyten kontinuierlich gegen 0 sinkt. Bei der automatisierten Zählung der Retikuloyzten durch ein Hämatologiegerät kann der RNA-Gehalt quantifiziert werden. Dies erfolgt mittels Durchflusszytometrie aus EDTA-Blut. Dazu wird die Retikulozyten-RNA mit einem Fluoreszenzfarbstoff (z.B. Thiazolorange oder Auramin O) angefärbt und die Fluoreszenzintensität der Zellen mittels eines Lasers gemessen.
Abhängig von der Intensität ihrer Färbung können die Retikulozyten in drei Gruppen eingeteilt werden:
- low fluorescence ratio (LFR, L-RTC): Reife Retikulozyten mit wenig RNA
- medium fluorescence ratio (MFR, M-RTC): Unreife Retikulozyten mit mehr RNA
- high fluorescence ratio (HFR, H-RTC): Sehr unreife Retikulozyten mit viel RNA
Aus dem MFR- und dem HFR-Wert im Verhältnis zur Summe aller Retikulozyten ergibt sich der Anteil unreifer Retikulozyten, der Retikulozytenreifeindex.
Referenzbereich
Der Referenzwert ist stark hersteller- bzw. methodenabhängig. Er liegt im Bereich von 15 - 25%.
Aussagekraft
Der Retikulozytenreifeindex ist in der Aussage vergleichbar mit den Linksverschiebung der neutrophilen Granulozyten. Er ist ein früher Indikator, ob das Knochenmark "anspringt". Die Verschiebung des Retikulozytenreifeindex hin zu mehr unreifen Retikulozyten eilt dem Anstieg der Retikulozytenzahl voraus (Stunden vs. Tage).
In dem unten gezeigten Beispielbefund sind Retikulozytenzahl und Retikulozytenproduktionsindex normal, der Befund ist trotzdem hoch auffällig, da sich fast ausschließlich alte Retikulozyten finden (junger Mann mit Verdacht auf Virusinfektion).
Indikation
- Diagnostische Differenzierung von Anämien (hypo-, normo- oder hyperregeneratorische Anämie)
- Monitoring der Erythropoese im Knochenmark nach Chemotherapie
- Erfolgskontrolle einer Stammzelltransplantation
- Erfolgskontrolle einer Erythropoetintherapie
um diese Funktion zu nutzen.