Hypothenar-Hammer-Syndrom
Definition
Das Hypothenar-Hammer-Syndrom, kurz HHS, ist eine Durchblutungsstörung der Hand, die durch wiederholte Krafteinwirkungen im Bereich des Hypothenars (Kleinfingerballen) verursacht wird. Ist der Bereich des Thenars (Daumenballen) betroffen, spricht man vom Thenar-Hammer-Syndrom (THS).
HHS und THS sind seit 2015 als Berufskrankheiten anerkannt und unter der Nummer 2114 aufgeführt.
Epidemiologie
Die Inzidenz von HHS und THS wird in der Gesamtbevölkerung auf unter 1 % geschätzt. Eine höhere Inzidenz wird z.B. in verschiedenen handwerklichen Berufsfeldern angenommen. Auch Kampfsportler sind vermehrt betroffen.
Pathogenese
Das HHS wird durch einen akuten oder sich über einen längeren Zeitraum entwickelnden traumatischen Verschluss der Arteria ulnaris verursacht. Auslöser sind zum Beispiel die Benutzung von Hämmern oder die Verwendung der Handinnenfläche, insbesondere des Hypothenars, als Schlagwerkzeug. Die Arterie wird gegen das Os hamatum und der Ramus palmaris superficialis gegen das Os scaphoideum oder gegen das Os trapezium komprimiert. Dadurch wird die Intima verletzt und es kommt zu einem thrombotischen Arterienverschluss. Je nach individueller Ausformung der Anastomosen zwischen Arteria ulnaris und Arteria radialis (Arcus palmaris superficialis, Arcus palmaris profundus) kann die Schwere der Durchblutungsstörung variieren.
Beim THS ist hingegen die Arteria radialis betroffen.
Klinik
Beim HHS ist vor allem die Gefäßversorgung der Finger III bis V, beim THS vorwiegend die Versorgung des 2. Fingers der dominanten Hand betroffen. Darüber hinaus kann es zum sekundären Raynaud-Phänomen, akraler Zyanose, Kälteintoleranz und Parästhesien bzw. Hypästhesien kommen. In seltenen Fällen können Ulzera oder Wundheilungsstörungen auftreten.
Betroffene klagen meist über lokale Schmerzen im Bereich des Kleinfinger- oder Daumenballens.
Prävention
Die folgenden Präventionsmaßnahmen können eingesetzt werden, um HHS/THS frühzeitig zu erkennen bzw. vorzubeugen:
- Verhältnisprävention: z.B. Verwendung von Werkzeugen mit ergonomisch geformtem Griff
- Verhaltensprävention: nicht die Hand oder die Handinnenfläche als Schlagwerkzeug verwenden
- Regelmäßige Kontrolle z.B. durch einen Arbeitsmediziner
Quellen
- Pschyrembel – Hypothenar-Hammer-Syndrom, abgerufen am 19.8.2024
- e.Medpedia – Hypothenar-Hammer-Syndrom und andere berufsbedingte akrale Durchblutungsstörungen, abgerufen am 19.08.2024
- BGHM – Gesunde Hände für gutes Handwerk, abgerufen am 27.08.2024