Hustenreanimation
Synonyme: Husten-Rea, Rea-Husten, Husten-Wiederbelebung
Englisch: cough cprt, cough-induced cardiopulmonary resuscitation (CICPR), cough-cardiopulmonary resuscitation (C-CPR)
Definition
Die Hustenreanimation bezeichnet ein Notfallmanöver für Patienten mit drohendem Bewusstseinsverlust infolge einer malignen Herzrhythmusstörung. Durch kräftiges Einatmen und wiederholtes Husten soll der Kreislauf kurzfristig stabilisiert werden. Das Verfahren ist heute (2025) obsolet.
Hintergrund
Das Prinzip der Hustenreanimation beruht auf einem kurzfristigen Anstieg des intrathorakalen Drucks durch forciertes Husten, der ähnlich wie eine Herzdruckmassage einen kardialen Auswurf bewirken soll. Bei einer Frequenz von etwa 1 bis 2 kräftigen Hustenstößen pro Sekunde kann der systolische Blutdruck so für wenige Sekunden erhalten bleiben.
Klinisch wurde die Hustenreanimation erstmals in den 1970er-Jahren während Herzkatheteruntersuchungen beschrieben, bei denen wiederholtes Husten bei drohender Asystolie oder ventrikulärer Tachykardie das Bewusstsein kurzzeitig aufrechterhielt, bis ein elektrischer Stimulus (z.B. durch Defibrillation) erfolgte. Voraussetzung sind ein wacher, kooperativer Patient und eine kontinuierliche EKG-Überwachung.
Evidenzlage
Die Evidenz ist insgesamt gering und beruht überwiegend auf Fallberichten und Beobachtungen im Katheterlabor. Einzelne Studien zeigten, dass Hustenmanöver während ventrikulärer Tachykardien, Kammerflimmern oder kurzzeitiger Asystolie den zerebralen Blutfluss für 10–15 Sekunden erhalten können. Ein Überlebensvorteil konnte nicht nachgewiesen werden.
Weder der Europäische Wiederbelebungsrat (ERC) noch die American Heart Association (AHA) empfehlen die Hustenreanimation als Maßnahme zur Reanimation oder Selbsthilfe bei kardiovaskulären Notfällen. Sie kann höchstens als kurzfristiges Überbrückungsmanöver bei überwachten Patienten im Krankenhaus in Betracht gezogen werden, darf jedoch niemals eine echte Reanimation verzögern.
Kritik
Im Laienkontext wird die Hustenreanimation häufig fehlinterpretiert. Entgegen weitverbreiteten Internet-Mythen ist sie nicht zur Selbsthilfe bei akutem Herzinfarkt oder außerhalb medizinischer Überwachung geeignet. Der Versuch, sich „gesund zu husten“, führt meist zu gefährlichem Zeitverlust (No-Flow-Time) und Bewusstlosigkeit ohne wirksame Reanimationsmaßnahmen.
Literatur
- Ziegenfuß et. al: Notfallmedizin, Seite 215, 3. Aufl. Springer-Verlag 2005
- Schmidt et. al: Herzstillstand: Drei Mythen zur Reanimation, CME 2021
- Ventzka et. al: Präkordialer Faustschlag, Hustenreanimation & Co. – Mythen der Wiederbelebung?, Der Notarzt 2022
- Amboss: Grundlagen der Reanimation, abgerufen am 12.11.2025
- Deutscher Rat für Wiederbelebung: Reanimationsleitlinien 2025, GRC 2025, abgerufen am 12.11.2025