Das hereditäre diffuse Magenkarzinom, kurz HDGC, ist die häufigste vererbte Ursache für ein Magenkarzinom.
Das HDGC wird autosomal-dominant vererbt und macht ca. 1 % aller Magenkarzinome aus.
In 30-40 % d.F. liegt dem HDGC eine heterozygote inaktivierende Mutation im Tumorsuppressorgen CDH1 auf Chromosom 16 (Genlokus 16q22.1) zu Grunde. Das CDH1-Gen kodiert für E-Cadherin. Inzwischen (2020) sind über 120 verschiedene Mutationen bekannt, wobei es sich in den meisten Fällen um Loss-of-Function-Mutationen handelt.
Träger der Mutation haben bis zu ihrem 80. Lebensjahr ein 70%iges (m) bzw. 56%iges (w) Lebenszeitrisiko für die Entwicklung eines Magenkarzinoms. Außerdem besitzen weibliche Mutationsträger ein kumulatives Risiko von 42 % für ein lobuläres Mammakarzinom.
Eine Mutationsanalyse sollte bei Personen durchgeführt werden, wenn mindestens eins der folgenden Kriterien zutrifft:
In folgenden Fällen kann eine Testung erwogen werden:
Da auch 11 % der sporadischen Magenkarzinome somatische CDH1-Mutationen aufweisen, ist Tumorgewebe für die Diagnostik ungeeignet.
Bei Patienten mit CDH1-Mutation werden prophylaktisch ab dem 25. Lebensjahr, spätestens 10 Jahre vor dem Erkrankungsalter des jüngsten Indexpatienten der Familie, Ösophagogastroduodenoskopien (ÖGD) angeboten. Jedoch existieren keine gesicherten Daten für ein optimales Vorsorgeintervall. In der Regel wird die ÖGD jährlich durchgeführt. Die Biopsieentnahme erfolgt dabei zufällig anhand des Cambridge-Protokolls: je 5 Biopsate von präpylorisch, Antrum, Übergangszone, Korpus, Fundus und Kardia.
Des Weiteren sollte Risikopersonen für ein HDGC ab dem 18. Lebensjahr eine genetische Beratung angeboten werden. Ab dem 20. Lebensjahr kommt bei Mutationsträgern eine prophylaktische Gastrektomie in Frage, da Vorläuferläsionen häufig endoskopisch nicht sichtbar sind.
Fachgebiete: Gastroenterologie, Onkologie
Diese Seite wurde zuletzt am 20. Februar 2020 um 17:56 Uhr bearbeitet.
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