Guillain-Mollaret-Dreieck
nach den französischen Neurologen Georges Guillain (1876–1961) und Pierre Mollaret (1898–1987)
Synonym: dentatorubroolivärer Regelkreis
Englisch: triangle of Guillain-Mollaret, dentato-rubro-olivary pathway, myoclonic triangle
Definition
Das Guillain-Mollaret-Dreieck ist eine funktionelle Verbindung zwischen drei Kerngruppen des Kleinhirns und des Hirnstamms, die Einfluss auf die Bewegungskoordination nimmt.
Anatomie
Beteiligt sind der Nucleus ruber, der über die zentrale Haubenbahn (Tractus tegmentalis centralis) eine Verbindung zur ipsilateralen unteren Olive (Nucleus olivaris inferior) eingeht. Über Kletterfasern im Tractus olivocerebellaris des Pedunculus cerebellaris inferior projiziert dieser zum kontralateralen Nucleus dentatus des Kleinhirns. Nervenzellen des Nucleus dentatus führen wiederum als Tractus cerebellorubralis über den Pedunculus cerebellaris superior auf den Nucleus ruber und schließen diese funktionelle Verbindung.
Klinik
Ein Ausfall des Guillain-Mollaret-Dreiecks führt häufig zu einer Ataxie und Tremor. Des Weiteren löst eine Schädigung dieses Systems eine langsame hypertrophe Degeneration des Nucleus olivaris inferior und somit zerebelläre Funktionsstörungen aus.
Derartige Läsionen kommen beispielsweise bei Tumoren des Mesencephalons vor, oder wenn Herde einer Multiplen Sklerose im Guillain-Mollaret-Dreieck lokalisiert sind.
Literatur
- Martin Trepel: Neuroanatomie 5. Auflage, Urban & Fischer Verlag / Elsevier GmbH
- Turgut et al: Georges Charles Guillain (1876–1961) and Pierre Mollaret (1898–1987) and their legacy to neuroanatomy: the forgotten triangle of Guillain-Mollaret Child's Nervous System, 2021
- Markus Kipp, Kalinka Radlanski: Neuroanatomie: Nachschlagen, Lernen, Verstehen, 2.Auflage, KVM - Der Medizinverlag
- Peter Berlit: Klinische Neurologie, 4. Auflage, Springer Medizin, 2020 (S. 1077)