Fachberater (Rettungsdienst)
Definition
Ein Fachberater im Rettungsdienst ist eine besonders qualifizierte Einsatzkraft oder externe Fachperson, die über vertieftes Spezialwissen verfügt. Er/Sie wird bei komplexen oder seltenen Einsatzlagen hinzugezogen, um die Einsatzleitung mit fundierter fachlicher Beratung zu unterstützen.
Hintergrund
Das Einsatzspektrum von Hilfsorganisationen im Katastrophenschutz umfasst eine sehr große Bandbreite möglicher Szenarien. Es ist daher praktisch unmöglich, in jeder Organisation dauerhaft Expertenwissen zu allen Fachbereichen vorzuhalten. Spezialisierte Fachkenntnisse werden beispielsweise bei Gefahrgutunfällen mit freigesetzten Chemikalien, bei drohendem Gebäudeeinsturz im Rahmen einer statischen oder baufachlichen Beratung sowie bei der Rettung von Großtieren benötigt, da in diesen Bereichen oft die erforderliche Erfahrung fehlt.
In besonderen Einsatzsituationen, insbesondere in der chemischen Industrie oder bei Gefahrgutunfällen, können zusätzliche Fachinformationen über das Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem (TUIS) eingeholt werden. Dieses System ist in verschiedene Stufen gegliedert und reicht von der telefonischen Beratung bis zur technischen Hilfeleistung mit Spezialausrüstung vor Ort.
Auch im Bereich der Notfall- und Akutmedizin, insbesondere bei Intoxikationen, besteht die Möglichkeit, auf externe Fachkompetenz zurückzugreifen. Der Giftnotruf stellt hierbei zeitnah qualifizierte Beratung durch Experten aus Pharmakologie und Toxikologie zur Verfügung.
Kennzeichnung
Im Einsatzfall trägt der Fachberater in der Regel eine grüne Kennzeichnungsweste, um für nachrückende Führungskräfte und Einsatzkräfte sofort als fachlicher Ansprechpartner erkennbar zu sein.
Fachgebiete
Fachberater werden in einer Vielzahl spezialisierter Einsatzbereiche eingesetzt. Häufige Schwerpunkte sind:
- Gefahrengut/ABC-Einsatz
- Strahlenunfälle
- Technische Hilfeleistung (Fachberater THW / Bauingenieur)
- Tierärztliche Fachberatung
- Biologische Gefahrenstoffe (Bakterien/Viren)
- Waldbrandbekämpfung
- Bahnunfälle (DB-Notfallmanager)
- Hochwasser
- Wasserrettung
- Psychosoziale Notfallversorgung
Voraussetzungen
Fachberater verfügen in der Regel über eine abgeschlossenes Studium in einem für das jeweilige Fachgebiet relevanten Bereich, beispielsweise in den Naturwissenschaften, der Technik oder der Medizin. Für die Tätigkeit kann eine spezifische Zusatzqualifizierung, etwa in Form von Lehrgängen an Feuerwehrschulen, erforderlich sein.
In vielen Fällen bestehen auch Kooperationsabkommen, die den Einsatz externer Fachkräfte ermöglichen. So arbeiten Berufsfeuerwehren in größeren Städten häufig mit naturwissenschaftlichen Hochschulen, Industrieanlagen oder spezialisierten Institutionen zusammen, um im Notfall schnell auf geeignete Expertise zurückgreifen zu können.
Literatur
- FWDV 100 – Führung und Leitung im Einsatz. Stand: aktuell gültige Fassung. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in der Bundesrepublik Deutschland (AGBF-Bund) / Deutscher Feuerwehrverband (DFV).
- Das Feuerwehr-Lehrbuch, 9. Auflage. Kohlhammer Verlag, Stuttgart. ISBN: 978-3-17-034621-0.
- BBK – Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Leitfäden und Handreichungen zu Fachberatern im Bevölkerungsschutz. Bonn.
- TUIS – Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem. Verband der Chemischen Industrie (VCI). Offizielle TUIS-Broschüre und Onlineinformationen.
- Giftnotrufzentralen in Deutschland – Übersicht und Fachinformationen, z. B. Universitätsklinikum Freiburg, Berlin, Göttingen..
- Technisches Hilfswerk (THW) – Fachberater-Richtlinien und Ausbildungsunterlagen.
- DIN EN ISO 22320: Sicherheits- und Gefahrenabwehrorganisation – Anforderungen an das Krisenmanagement. Beuth Verlag.