Epiretinale Gliose
Synonyme: epiretinale Membran, Macular Pucker, Makulapucker
Englisch: retinal gliosis, epiretinal membrane, macular pucker
1. Definition
Bei der epiretinale Gliose handelt es sich um eine Gliose, bei der sich auf der Netzhautoberfläche, meist im Bereich der Makula, eine dünne Membran bildet. Diese faserhaltige Gewebeschicht kann zu einer Faltenbildung der Netzhaut und dadurch zu Metamorphopsien führen.
2. Epidemiologie
Die epiretinale Gliose tritt ab dem 5. Lebensjahrzehnt klinisch in Erscheinung, in der Regel sind erst Menschen ab 75 Jahren betroffen.
3. Ätiologie
Die epiretinale Gliose ist meist idiopathisch. Sekundär kann sie durch andere Augenerkrankungen oder operative Eingriffe am Auge ausgelöst werden.
4. Pathogenese
Bei der epiretinalen Gliose siedeln sich zwischen Netzhaut und Glaskörper Zellen an, die wahrscheinlich aus Astrozyten oder Müller-Zellen der Netzhaut hervorgehen. Sie produzieren Kollagenfasern und kontraktile Fasern, die sich zu einer Membran verdichten und Zugkräfte auf die Netzhaut ausüben.
5. Risikofaktoren
- Augenverletzung
- diabetische Retinopathie
- Ablatio retinae
- Uveitis
- Z.n. Laserkoagulation der Netzhaut
6. Symptome
Die Symptome sind abhängig von der Ausprägung der Erkrankung. Eine leichter Befall bleibt meist unbemerkt und führt nur langsam zu einer Abnahme der Sehschärfe.
Ausgedehntere Membranen können Metamorphopsien, eine Sehschärfenminderung und ein Zentralskotom auslösen.
7. Diagnostik
- Ophthalmoskopie: Glitzern, Falten, eventuell ist eine Verziehung von Aderhaut und Gefäßen erkennbar
- Optische Kohärenztomografie (SD-OCT): sichtbare, aufgelagerte Membran bis hin zu verdickter Netzhautstruktur (mit und ohne erhaltene Fovealgrube möglich), gelegentlich Einlagerungen von intraretinaler Flüssigkeit (IRF)
- Fundusautofluoreszenz (FAF)
- rotfreie Fotografie: Dokumentation der Membranausdehnung
- Amsler-Gitter: Feststellung von Metamorphopsien
8. Therapie
Epiretinale Gliosen ohne Tendenz zur Progression erfordern keine Behandlung, sondern lediglich eine regelmäßige Kontrolle (Watchful Waiting). Regelmäßige Selbstkontrollen mittels Amslertest durch den Patienten sind ebenfalls sinnvoll.
Eine medikamentöse Therapie gibt es zur Zeit (2025) nicht.
Als operatives Verfahren kommt eine transkonjunktivale, nahtlose Pars-plana-Vitrektomie infrage, bei der die epiretinale Membran entfernt wird (membrane-peeling). Der Eingriff wird in Narkose, selten in Lokalanästhesie, durchgeführt. Mögliche Komplikationen sind intraokuläre Blutungen, erhöhter intraokulärer Druck, Ablatio retinae und die Entwicklung einer Katarakt. Die Indikation zur Operation sollte zurückhaltend gestellt werden, wenn die Sehstörung keine erhebliche Beeinträchtigung darstellt.