Epikutantest
Synonyme: Epikutantestung, Patch-Test, Pflastertest, Läppchentest
Definition
Der Epikutantest ist ein Hauttest zum Nachweis einer allergischen Reaktion vom Spättyp (Typ-IV-Allergie), insbesondere beim allergischen Kontaktekzem.
Abgrenzung
Im Gegensatz zum Intrakutantest werden die Testallergene nur auf die Haut aufgetragen, nicht in die Haut injiziert.
Ablauf
Der Test erfolgt mit einer Standardreihe der häufigsten Allergene (z.B. Kaliumdichromat, Perubalsam, Kolophonium, Nickelsulfat) und evtl. mit weiteren Spezialteststreifen je nach Fragestellung. Die am meisten verdächtigten Allergene werden in einer geeigneten Konzentration mit Hilfe einer Trägersubstanz (z.B. Vaseline) auf die Haut des Rückens aufgetragen. Der Testbereich wird anschließend durch spezielle Pflaster mit kleinen Kammern aus Aluminium, Kunststoff oder Gaze abgedeckt.
Abgelesen wird der Test nach 48, 72 und teils auch nach 96 Stunden, um eine eventuelle Ekzemreaktion zu beurteilen.
Bewertung
Beim Epikutantest wird das Ausmaß der Ekzemreaktion wie folgt bewertet:
- keine Reaktion (-)
- fragliche Reaktion (?): nur Erythem (allergisch oder irritativ)
- irritativ-toxische Reaktion (IR): Seifeneffekt (zigarettenpapierartige Fältelung der Hautoberfläche), scharf begrenztes Erythem, Blase, Erosion, Nekrose, Ulkus
- follikulär gebundenes Erythem (F): Ausdruck einer schwachen allergischen Reaktion oder unspezifische Reaktion z.B. durch Metallsalze
- einfach positive Reaktion (+): Erythem, ggf. geringes Infiltrat oder diskrete Papeln
- zweifach positive Reaktion (++): Erythem, Infiltrat, Papeln, Vesikel
- dreifach positive Reaktion (+++): Erythem, Infiltrat, konfluierende Vesikel
Außerdem wird die Reaktionsdynamik beurteilt:
- Crescendo- oder Plateau-Verlauf spricht eher für eine allergische Reaktion
- Decrescendo-Verlauf spricht eher für eine irritative Reaktion
Ein positives Ergebnis muss immer auf klinische Relevanz beurteilt werden. Ohne Hinweise auf ein allergisches Kontaktekzem spricht ein positives Epikutanergebnis für eine sogenannte stumme Sensibilisierung.
Falsch-positive Reaktion
Wenn mehr als 5 Reaktionen auf chemisch nicht verwandte Substanzen auftreten, kann dies als Ausdruck einer individuell gesteigerten Empfindlichkeit gegenüber Kontaktallergenen gewertet werden. Dies wird auch als Angry-Back-Syndrom oder Excited-Skin-Syndrom bezeichnet. Typischerweise findet sich dabei eine hämatogene Streureaktion.
Das Angry-Back-Syndrom tritt z.B. bei akutem Ekzemschub bzw. bei ekzematisierter Haut (Status eczematicus) auf, insbesondere bei Patienten mit atopischer Diathese.
Falsch-negative Reaktion
Eine falsch-negative Reaktion kann an der Testmethode (zu niedrige Konzentration, ungeeignetes Vehikel, ungenügende Okklusion) oder an der verminderten Immunreaktivität des Patienten (z.B. durch Einnahme von Glukokortikoiden oder Antihistaminika) liegen.
Bei falsch-positiven oder -negativen Ergebnissen kann der Epikutantest nach ca. 2 Monaten wiederholt werden.
Komplikationen
Die empfohlenen Testkonzentrationen induzieren i.d.R. keine primäre Sensibilisierung. In einigen Fallberichten sind jedoch iatrogene Sensibilisierungen mit späten Reaktionen (10-14 Tage nach Applikation) beschrieben.
Stark positive Epikutantestreaktionen können ein Wiederaufflammen von vormals erkrankten Hautarealen auslösen sowie eine postinflammatorische Hyper- oder Hypopigmentierung hinterlassen. Sehr selten führt der Test zu einer Narbenbildung.
Kontraindikationen
Ein Epikutantest sollte nicht in der Schwangerschaft durchgeführt werden.
Modifikationen
- Abriss-Epikutantest: Oberste Hautschicht wird durch Abziehen eines Klebebandes vor Aufbringen der Testsubstanzen entfernt. Indiziert bei Verdacht auf schwach ausgeprägte Allergien bzw. bei fortbestehendem klinischem Verdacht trotz negativem Epikutantest.
- offener Epikutantest: Testung ohne Okklusion bei Substanzen mit unsicherem Irritationspotenzial
- ROAT (repeated open application test): repetitiver offener Epikutantest
- Photo-Patch-Test: bei Verdacht auf ein photoallergisches Ekzem