Echinokokkose (Pferd)
Synonym: Echinococcus-Infektion des Pferdes
Definition
Als Echinokokkose des Pferdes bezeichnet man parasitär bedingte Erkrankungen beim Pferd, verursacht durch Echinococcus-Arten.
Erreger
Die Echinokokkose der Pferde sowie anderer Einhufer wird durch Finnen (Metazestoden) von Echinococcus granulosus oder Echinococcus multilocularis verursacht. Infektionen beider Arten können in Analogie zur Situation beim Menschen als zystische bzw. alveoläre Echinokokkose bezeichnet werden.
Vorkommen
Echinococcus granulosus-Metazestoden kommen in Europa bei Einhufern v.a. in Großbritannien und Irland relativ häufig vor. Die Prävalenzen betragen zwischen 5 und 62 %. In anderen Gebieten sind sie seltener oder nur sporatisch vertreten.
Solche Unterschiede stehen u.a. im Zusammenhang mit der geographischen Verbreitung verschiedener Stämme von Echinococcus granulosus sowie der besonderen Adaptation des sogenannten Pferdestammes an Equiden. Im Gegensatz zum Schafstamm ist der Pferdestamm für den Menschen gering oder nicht infektiös. Diese Tatsache sowie molekulargenetische Befunde haben dazu geführt, dass dieser Stamm als eigenständige Art mit der Bezeichnung Echinococcus equinus anzusehen ist.
Pathogenese
Die Finnen von Echinococcus granulosus siedeln sich beim Pferd einzeln oder multipel bevorzugt in der Leber und in der Lunge an. In seltenen Fällen können auch andere Lokalisationen auftreten, wie z.B. der retrobulbäre Raum des Auges.
Die Finnen erreichen in der Leber und Lunge nach langen Entwicklungszeiten (viele Monate bis sogar Jahre) Durchmesser von ca. 1 bis 10 cm.
Klinik
Je nachdem, wo die Finnen lokalisiert bzw. wie groß sie sind, verläuft die Infektion inapparent oder symptomatisch. Klinisch relevante Fälle von zystischer Echinokokkose bei Einhufern sind bisher nur selten beschrieben worden.
Bei einem massiven Befall von Leber (mehrere hundert Finnen) und Lunge (30 bis 40 Finnen) wies ein Pferd u.a. zunehmende Abmagerung, Leistungsabfall, Inappetenz, rezidivierende Koliken, Aszites und erhöhte Leberenzymkonzentrationen im Serum auf. In einem anderen Fall führten die Zysten in der Lunge zu einer klinisch manifesten Pleuropneumonie. Ein weiteres Pferd - das an einer retrobulbären Echinokokkose litt - reagierte mit Exophthalmus, Nickhautvorfall und Keratokonjunktivitis. Eine alveoläre Echinokokkose des Pferdes manifestiert sich in der Form von etwa 1 cm großen Herden aus Metazestoden- und Wirtsgewebe in der Leber, die ohne klinische Erscheinungen einhergehen.
Diagnose
Eine Diagnosestellung am lebenden Tier ist schwierig. Durch Zufall können Zysten in der Leber, Lunge oder im retrobulbären Raum mittels Ultraschalluntersuchung festgestellt werden. Im Serum können zusätzlich noch Antikörper gegen Echinococcus-Antigene gefunden werden.
Im Zuge der Sektion können Zysten von Echinococcus granulosus makroskopisch leicht festgestellt werden. Liegt der Verdacht auf durch Echinococcus multilocularis verursachte Herde vor, so können diese histologisch der Art zugeordnet werden.
Therapie
Leicht zugängliche Zysten von Echinococcus granulosus (z.B. im retrobulbären Raum) sollten chirurgisch entfernt werden. Generalisierte zystische Echinokokkosen (der Leber oder der Lunge) können derzeit (2018) nicht therapiert werden.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
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