Divertikulose
Synonyme: Divertikelkrankheit, Diverticulosis coli
Englisch: diverticulosis
Definition
Divertikulose ist die Bezeichnung für das Auftreten multipler Divertikel des Colons. Es handelt sich hierbei um Pseudodivertikel, d.h. nicht alle Wandschichten sind beteiligt.
Als Divertikelkrankheit wird die klinisch symptomatische Divertikulose bezeichnet.
Epidemiologie
Die Divertikulose gilt als Zivilisationskrankheit, die durch ballaststoffarme Ernährung in den Industrieländern gefördert wird. Sie kommt gehäuft im höheren Lebensalter (> 70 Jahre) vor.
Pathogenese
Die Pathogenese der Divertikulose ist nicht vollständig geklärt. Aus epidemiologischen Daten und klinischer Beobachtung sind eine Reihe von prädisponierenden Faktoren bekannt:
- Hohes Alter
- Veränderungen der Muskelstruktur, zunehmender Muskeltonus
- Bindegewebsschwäche (z.B. Ehlers-Danlos-Syndrom, Marfan-Syndrom)
- chronische Blutstauung mit Gefäßektasien
- Obstipation
- Adipositas
- fettreiche und ballaststoffarme Ernährung
- Einnahme von Medikamenten (z.B. Glukokortikoiden)
Lokalisation
Die Divertikel können grundsätzlich in allen Abschnitten des Dickdarms auftauchen. Bevorzugt ist jedoch das Colon sigmoideum betroffen. Beschrieben sind auch seltene Fälle einer segmentalen oder generalisierten Dünndarmdivertikulose.
Klinik
Die meisten Patienten (80%) mit einer Divertikulose sind asymptomatisch und die Erkrankung wird häufig als Nebenbefund bei einer Koloskopie entdeckt. Symptomatisch wird ein Colondivertikel erst bei Entstehung einer Divertikulitis, die meist einen akuten Verlauf hat. Kommt es wiederholt zur Entzündung eines oder mehrerer Divertikel, spricht man von einer chronisch-rezidiverenden Divertikulitis.
Komplikationen
Neben der akuten Divertikulitis können weitere Komplikationen auf dem Boden eines Divertikels entstehen. Diese umfassen zum Beispiel:
- Blutung
- Stenose
- Fistelbildung
- Perforation (in das Retroperitoneum oder die freie Bauchhöhle)
- Abszesse
- Peritonitis
Therapie
Bei nachgewiesener, jedoch asymptomatischer Divertikulose sollte die Ernährung auf ballaststoffreiche Kost umgestellt werden, weiterhin sollten Stuhlunregelmäßigkeiten reguliert werden.
Bei akuter Divertikulitis ist je nach Schweregrad unter Konsultation eines Chirurgen vorerst eine konservative Therapie anzustreben, die Therapieprinzipien sind hierbei:
- Bettruhe
- Nahrungskarenz
- Flüssigkeitszufuhr i.v.
- Antibiotika (z.B. Piperacillin + Tazobactam oder Cefazolin + Metronidazol)
Ein chirurgisches Vorgehen erfolgt bei:
- akuter Divertikulitis mit Perforation (Gefahr einer Peritonitis)
- rezidivierender Divertikulitis mit Komplikationen (Fisteln, Stenose)
- einer Makroabszessbildung (para- bzw mesokolischer Abszess > 1 cm)
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