Dissoziierte Empfindungsstörung
Synonym: dissoziierte Sensibilitätsstörung
Definition
Die dissoziierte Empfindungsstörung beschreibt eine Form der Sensibilitätsstörung, bei der das Schmerz- und Temperaturempfinden ausfallen, während das feine Tastempfinden und die Tiefensensibilität erhalten bleiben.
Hintergrund
Die sensiblen Qualitäten Schmerz, Temperatur und grobes Druckempfinden werden im Rückenmark über den Vorderseitenstrang zum Thalamus geleitet. Das feine Tastempfinden und die Tiefensensibilität werden dagegen über den Hinterstrang übermittelt. Kommt es zu einer Schädigung des Vorderseitenstrangs bei intaktem Hinterstrang, fallen kaudal der Läsion das Schmerz- und Temperaturempfinden aus. Dabei ist die kontralaterale Seite betroffen, da die sensiblen Fasern auf Eintrittshöhe im Rückenmark auf die Gegenseite kreuzen.
Ursachen
Die dissoziierte Empfindungsstörung tritt zum Beispiel im Rahmen eines Brown-Séquard-Syndroms bei einseitigen Verletzungen des Rückenmarks auf. Ursächlich für eine Störung des Vorderseitenstrangs können z.B. eine Ischämie im Versorgungsgebiet der Arteria spinalis anterior oder komprimierende Rückenmarkstumoren sein. Bei einer Syringobulbie kann es zu einer dissoziierten Empfindungsstörung im Gesicht kommen.
Quellen
- Hacke et al., Neurologie, Springer Verlag, 14. Auflage, 2015