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Collumfraktur

Synonyme: Collum-Fraktur, Fraktur des Kiefergelenkfortsatzes

1. Definition

Die Collumfraktur ist eine Fraktur, die den Gelenkfortsatz des Unterkiefers, das Collum mandibulae, betrifft. Sie zählt zu den Unterkieferfrakturen. Ist das Gelenkköpfchen des Unterkiefers betroffen (intraartikuläre Fraktur), spricht man von einer Capitulumfraktur.

2. Ätiologie

Bei Unterkieferfrakturen ist das Collum in etwa 30% der Fälle mitbeteiligt. Es handelt sich um eine indirekte Fraktur, da die Krafteinwirkung meist seitlich des Kinns stattfindet und fortgeleitet wird. Collumfrakturen sind häufig als Teil einer Kombinationsfraktur mit einer kontralateralen Paramedianfraktur des Unterkiefers vergesellschaftet.

3. Einteilung

Grundsätzlich lassen sich Collumfrakturen in drei Gruppen einteilen:

  • hohe Gelenkfortsatzfrakturen,
  • mittelhohe Gelenkfortsatzfrakturen,
  • tiefe Gelenkfortsatzfrakturen.

Zur genaueren Einteilung wird das HDL-Schema herangezogen. Dabei werden Höhe (H), Dislokationsgrad (D) und Luxationsgrad (L) der Fraktur beurteilt.

Höhe H Dislokationsgrad D Luxationsgrad L
Capitulum H1 nicht disloziert D1 nicht luxiert L1
-Längsfraktur H1a disloziert, Bruchflächenkontakt D2 subluxiert L2
-Kompression H1b disloziert, Überlappungskontakt D3 luxiert L3
-Trümmerfraktur H1c disloziert, Überlappungskontakt medial oder lateral D3a
Collum H2 disloziert, Überlappungskontakt anterior oder posterior D3b
-hoch H2a disloziert ohne Bruchflächenkontakt D4
-mittel H2b
-tief H2c
Basis H3
-hoch H3a
-tief H3b

4. Diagnose

Bei der Inspektion liefern Verletzungen am Kinn, z.B. Platzwunden und/oder Hämatome, bereits erste Hinweise auf eine Unterkieferfraktur. Spezifischere klinische Symptome sind:

Zusätzliche Symptome bei einseitiger Dislokation:

  • Verkürzung des betroffenen Unterkieferastes
  • Deviation zur erkrankten Seite
  • offener Biss auf gesunder Seite

Zusätzliche Symptome bei beidseitiger Dislokation:

5. Therapie

Hohe Collumfrakturen (und alle Capitulumfrakturen) werden eher konservativ behandelt, während ab einer Frakturhöhe von H2b (mittelhohe und tiefe Collumfrakturen) eine chirurgische Therapie bevorzugt wird.

5.1. Konservative Therapie

Capitulum- und hohe Gelenkfortsatzfrakturen werden in der Regel konservativ therapiert. Dabei wird ein Hypomochlion auf der betroffenen Seite aufgebracht, um das Kiefergelenk zu entlasten. Die Fraktur wird mittels intermaxillärer Fixation (IMF) für ca. sieben Tage ruhig gestellt. Mittelhohe und tiefe Collum-Frakturen sollten für ca. zehn bis 14 Tage ruhig gestellt werden. Bei Kindern können solche Frakturen im Anschluss funktionskieferorthopädisch weiterbehandelt werden, um ein gutes Behandlungsergebnis sicherzustellen.

5.2. Chirurgische Therapie

Chirurgisch kann eine Gelenkfortsatzfraktur durch offene Reposition und Fixation per Osteosyntheseplatten behandelt werden ("Miniplattenosteosynthese"). Diese Form der Therapie kommt vornehmlich bei Erwachsenen mit Luxationen und Dislokationen ohne Bruchflächenkontakt zum Tragen. Als Zugänge kommen eine präaurikuläre, submandibuläre, paramandibuläre oder intraorale Schnittführung in Frage.

Extraorale Zugänge haben den Nachteil, dass das Risiko einer Schädigung des Nervus facialis besteht. Sie ergeben zudem ästhetisch ein schlechteres Ergebnis, bieten allerdings eine bessere Übersicht im Operationsgebiet. Der intraorale Zugang umgeht diese Nachteile, macht aber auf Grund der schlechteren Übersicht häufig eine endoskopische Assistenz notwendig. Auch hier kann als weitere Therapie eine funktionelle Behandlung erfolgen.

6. Quellen

  • J.-E.Hausamen, J.Becker, F.W.Neukam, P.A.Reichart, H.Schliephake, R.Schmelzeisen: "Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie" (= Curriculum. Chirurgie Band III.). Quintessenz-Verlag (2003)

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