Central-Core-Myopathie
Synonyme: Central-Core-Krankheit
Englisch: central core disease, CCD
Definition
Bei der Central-Core-Myopathie handelt es sich um eine kongenitale Myopathie, die durch eine Muskelschwäche gekennzeichnet ist. Der Erkrankung liegt eine Mutation im Ryanodin-Rezeptor zugrunde, weshalb Betroffene zugleich ein erhöhtes Risiko für eine maligne Hyperthermie aufweisen können.
Genetik
Die Central-Core-Myopathie wird meist autosomal-dominant vererbt. Rezessive Erbgänge und ein sporadisches Auftreten sind ebenfalls möglich.
Pathophysiologie
Ursache der Erkrankung ist eine Mutation im Ryanodinrezeptor-Gen (RYR1) auf Chromosom 19q.13.1, das für das RyR1-Protein kodiert. Physiologisch ist das RyR1-Protein für die Bildung eines Kanals in der Skelettmuskulatur zuständig, der Calcium aus der Zelle transportiert. Im Rahmen der Central-Core-Myopathie kommt es aufgrund der vorliegenden Mutation im Ryanodinrezeptor-Gen zu einer veränderten Erregbarkeit des Muskels und zu einem Ungleichgewicht des Calciumspiegels.
Epidemiologie
Die Prävalenz der Erkrankung ist nicht bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass die Central-Core-Myopathie die häufigste angeborene Myopathie ist.
Klinik
Die Central-Core-Myopathie manifestiert sich meist im frühen Kindesalter. Klinisch ist die Erkrankung durch eine vorliegende Muskelschwäche gekennzeichnet. Diese tritt vor allem an der proximalen Muskulatur und am Beckengürtel auf. Weitere mögliche Symptome sind Skelettdeformitäten, Kontrakturen, angeborene Hüftluxationen, Fußdeformitäten und eine ausgeprägte Laxizität der Bänder. Im Kindesalter zeigt sich eine motorische Entwicklungsverzögerung.
Eine Beeinträchtigung der Atemwege kann auftreten, ist aber selten. Sie wird häufiger bei rezessiv vererbten Fällen beobachtet.
Insgesamt entwickelt sich die vorliegende Symptomatik meist langsam progredient. Während und nach einer Schwangerschaft können sich die Symptome einer Central-Core-Myopathie verschlechtern.
Diagnostik
Die Diagnosestellung einer Central-Core-Myopathie erfolgt durch das Beobachten der typischen Symptomatik und die Durchführung einer Muskelbiopsie. In dieser zeigen sich zentral gelegene charakteristische Abschnitte, die sogenannten Cores, die der Erkrankung ihren Namen gegeben haben. In den Cores lässt sich typischerweise eine Reduktion der oxidativen Enzymaktivität nachweisen.
Des Weiteren kann eine MRT-Untersuchung sowie eine Sonografie des Muskels eingesetzt werden. Laborchemisch kann in seltenen Fällen eine starke Erhöhung der Kreatinkinase beobachtet werden. Eine molekulargenetische Untersuchung bestätigt die Mutation im RYR1-Gen.
Komplikationen
Betroffene haben eine erhöhte Empfindlichkeit für das Auftreten einer malignen Hyperthermie, da diese ebenfalls durch eine Mutation im Skelettmuskel-Ryanodinrezeptor-Gen verursacht wird. Während einer Allgemeinanästhesie sollten Patienten mit einer Central-Core-Myopathie als Risikopatienten für eine maligen Hyperthemie eingestuft und während der Operation auf den Einsatz von Triggersubstanzen verzichtet werden.
Therapie
Es gibt derzeit (2021) keine kurative Therapie der Central-Core-Myopathie. Die therapeutischen Optionen basieren im Wesentlichen auf einem supportiven Ansatz. Dazu gehört der Einsatz von Physiotherapie oder die Durchführung von chirurgischen Behandlungen bei orthopädischen Komplikationen.
Literatur
- Orphanet: Central Core Myopathie, abgerufen am 16.09.2021
- Gdynia et al. Central-core-Myopathie Eine Erkrankung mit Relevanz im Kindes- und Erwachsenenalter. Der Nervenarzt, 2007, abgerufen am 16.09.2021
- Jungbluth H. Central core disease. Orphanet journal of rare diseases, 2007, abgerufen am 16.09.2021
- Central-Core und Multi-Minicore Myopathie - Universität Ulm, abgerufen am 16.09.2021
- Core Myopathien - Medizinisch Genetisches Zentrum, abgerufen am 16.09.2021
- Gemeinschaftspraxis für Humangenetik & Genetische Labore Myopathie, Central Core, abgerufen am 16.09.2021