Carotis-Femoralis-Pulswellengeschwindigkeit
Englisch: carotid-femoral pulse wave velocity
Definition
Die Carotis-Femoralis-Pulswellengeschwindigkeit, kurz cfPWV, ist ein diagnostischer Parameter zur nicht-invasiven Beurteilung der arteriellen Gefäßsteifigkeit ("arterial stiffness"). Sie beschreibt die Geschwindigkeit, mit der sich die Pulswelle zwischen der Arteria carotis communis und der Arteria femoralis ausbreitet und ist ein Marker für einen Endorganschaden des arteriellen Gefäßbaumes bei arterieller Hypertonie.
Pathophysiologie
Eine erhöhte pulsatile Nachlast des linken Ventrikels führt zu Linksherzhypertrophie, diastolischer Dysfunktion und letztlich zur Herzinsuffizienz.
Darüber hinaus erreichen bei erhöhter cfPWV die aus der Peripherie reflektierten Pulswellen verfrüht (in der späten Systole) die aszendierende Aorta, wo sie den systolischen Blutdruck erhöhen und den diastolischen Blutdruck senken. Daraus resultiert eine Tendenz zur myokardialen Ischämie.
Messprinzip
Bei der cfPWV-Messung wird die Zeitdifferenz bestimmt, welche die Pulswelle benötigt, um von der Arteria carotis communis zur Arteria femoralis zu gelangen. Diese sogenannte Transitzeit wird mit der gemessenen Körperoberflächendistanz zwischen beiden Messpunkten in Beziehung gesetzt:
Durchführung
Der Patient liegt während der Messung in Rückenlage und ruht für mindestens 10 Minuten. Die Pulswellen werden simultan oder sequenziell mit einem Tonometer, einer Doppler-Sonde oder Photoplethysmographie an der rechten Karotis und der rechten Femoralarterie erfasst.
Die Transitzeit wird durch den Vergleich der Fußpunkte der Pulswelle (Beginn des schnellen systolischen Anstiegs) an beiden Messorten bestimmt. Bei Verwendung eines Ultraschallkopfes oder sequentiellen Verfahren erfolgt die Messung idealerweise EKG-getriggert, um eine präzise zeitliche Zuordnung zu ermöglichen.
Es existieren verschiedene Mess- und Berechnungsmethoden zu Bestimmung der Distanz. Die besten Ergebnisse liefert die 80 % Methode, bei der die Strecke zwischen Karotis und Femoralarterie auf der Körperoberfläche mit einem Maßband ermittelt und dann mit dem Faktor 0,8 multipliziert wird.
Die Messung sollte dreimal durchgeführt werden, um Messfehler zu minimieren. Der Mittelwert der drei Messungen geht anschließend in die Berechnung ein.
Interpretation
Ein cfPWV-Wert von 10 m/s wird häufig als Schwellenwert angegeben. Werte darüber sind Hinweis auf eine erhöhte Arteriensteifigkeit und ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Der Schwellenwert wird durch Leitlinien und Metaanalysen gestützt, einige Studien deuten jedoch darauf hin, dass das Risiko bereits bei niedrigeren Werten steigen kann.
Höhere cfPWV-Werte stehen in einem unabhängigen Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, Herzinsuffizienz, Schlaganfall und Gesamtmortalität. Jeder Anstieg der cfPWV um 1 m/s ist mit einem um 9–12 % höheren Risiko für CV-Ereignisse und Mortalität verbunden.
Der prädiktive Wert der cfPWV konnte zudem zusätzlich zu bzw. unabhängig von den klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren nachgewiesen werden.
Literatur
- Mengden et al., Arterielle Gefäßsteifigkeit – Ursachen und Konsequenzen; Empfehlungen der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention, Kardiologe, 2016
- David et al., Pulse wave velocity testing in the Baltimore longitudinal study of aging, J Vis Exp, 2014
- Sugawara et al., Arterial Path Length for Arterial Stiffness: Methodological Consideration, Am J Hypertens, 2016