Carfentanyl

Carfentanyl ist ein Analgetikum aus der Gruppe der Opioide mit starker agonistischer Aktivität am μ-Opioidrezeptor. Es ist etwa 5.000-mal wirksamer als eine Einheit Heroin und mehr als 10.000-mal wirksamer als Morphin.

Carfentanyl ist ein Fentanyl-Abkömmling und gehört zu den 4-Anilinopideridin-Derivaten. Der systematische Name lautet 4[(1-Oxopropyl)-phenylamino]-1-(2-phenylethyl)-4-piperidin-carbonsäuremethylester. Die Summenformel ist C₂₄H₃₀N₂O₃. Die Substanz liegt bei Raumtemperatur als Feststoff vor.

Carfentanyl wirkt als Agonist am μ-Opioidrezeptor. Die Stimulation dieser Rezeptoren im ZNS hemmt die intrazelluläre Adenylatzyklase der Nervenzellen. Dadurch werden die Calciumkanäle der Neuronen geschlossen und gleichzeitig die Kaliumkanäle geöffnet. Das führt zu einer Hyperpolarisation und zur Unterdrückung der Weiterleitung von Aktionspotentialen.

Carfentanyl wirkt anästhesierend, analgetisch und sedierend. In analgetisch äquivalenten Dosen ist es stärker hypnosedativ als Fentanyl. Die Schwellendosis von Carfentanyl beim Menschen, bei der erste analgetische und sedative Effekte auftreten, liegt im Bereich von etwa 1 bis 2 Mikrogramm.

Carfentanyl wird nur als Tierarzneimittel verwendet und in der Veterinäranästhesie zur Betäubung großer Wildtiere (Elefanten, Nashörner) eingesetzt. In Deutschland ist Carfentanyl nicht verkehrsfähig.

Eine Dosis von 50 bis 100 Mikrogramm führt zum Bewusstseinsverlust mit Symptomen einer Opioidvergiftung, die rasch zum Tod durch Atemstillstand führen kann.^[1]

Die Substanz wird von einigen Autoren aufgrund ihrer Potenz als chemische Waffe eingeordnet.

Carfentanyl wird in Verbindung mit der Geiselnahme im Moskauer Dubrowka-Theater im Jahr 2002 gebracht. 2012 konnten in der Kleidung zweier britischer Überlebender Carfentanyl und Remifentanyl nachgewiesen werden. Das Untersuchungsteam folgerte daraus, dass das russische Militär ein Aerosol aus diesen Substanzen verwendet haben könnte, um die Attentäter außer Gefecht zu setzen.

Carfentanyl wird in der Drogenszene eingesetzt, um andere Substanzen (z.B. Heroin und Kokain) zu strecken. Im Jahr 2022 kam es in Buenos Aires durch mit Carfentanyl gestrecktes Kokain zu mehreren Todesfällen.

In Deutschland registrierte die Polizei den Umlauf von Carfentanyl in der Drogenszene erstmals im Jahr 2016. Zuletzt wurde die Droge bei einer Sicherstellung im Dezember 2023 in München festgestellt.^[2]

• Report on the risk assessment of methyl 1-(2-phenylethyl)-4-[phenyl(propanoyl)amino]piperidine-4-carboxylate (carfentanil) in the framework of the Council Decision on new psychoactive substances. EMCDDA 2018, abgerufen am 15.02.2024