Bezold-Jarisch-Reflex
nach dem deutschen Physiologen Albert von Bezold (1836-1868) und dem österreichischen Pharmakologen Adolf Jarisch junior (1891-1965)
Definition
Der Bezold-Jarisch-Reflex ist ein von Rezeptoren des linksventrikulären Myokards ausgelöster Reflex. Typischerweise führt dieser Reflex zu einer Trias aus Bradykardie, Hypotonie und peripherer Vasodilatation.
Prinzip
Bestimmte Myokard-schädigende Faktoren, wie Ischämie (Herzinfarkt), chemische Noxen oder mechanische Reize im Ventrikelmyokard aktivieren vagale Afferenzen über C-Fasern. Über medulläre Reflexbögen resultieren eine ausgeprägte Aktivierung des Parasympathikus und eine Hemmung des Sympathikus. In der Folge kommt es zu einer Trias aus Bradykardie, Hypotonie und v.a. peripherer Vasodilatation. Zusammen senken diese Effekte den myokardialen Sauerstoffbedarf.
Der oft proklamierte „Schutz des Herzens“ vor Schädigungen gilt als plausibles Interpretationsmodell des Bezold-Jarisch-Reflexes, obwohl bisher (2026) eine physiologische Relevanz nicht gesichert nachgewiesen werden konnte. Der Reflex wird gelegentlich auch als Ursache spezieller vasovagaler Synkopen angesehen.
Klinische Relevanz
Klinisch relevant wird der Bezold-Jarisch-Reflex insbesondere bei Zuständen mit vermindertem venösem Rückfluss, wie z.B. bei spinaler oder epiduraler Anästhesie, akuter Myokardischämie oder bei bestimmten pharmakologischen Stimuli. Die Reflexantwort kann zu abruptem Blutdruckabfall und Herzfrequenzsenkung führen, was in seltenen Fällen zu Synkopen oder Kreislaufkollaps führen kann.